Wirtschaft : Automarkt erholt sich langsam, Vor-Corona-Niveau wird es heuer nicht

Viele Autos auf einem Parkplatz.
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Creditrefom Rating hat sich die jüngsten Entwicklungen auf dem europäischen Automobilmarkt angesehen. Europas Automobilindustrie erlebte im ersten Halbjahr 2021 aufgrund der anhaltenden Unterstützung durch staatliche Programme und Subventionen sowie der günstigen Finanzierungsbedingungen eine wirtschaftliche Erholung. Die Zahl der Neuzulassungen in der EU und im Vereinigten Königreich stieg in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 25,6% auf 6,2 Mio. Einheiten.

"Wir rechnen damit, dass die positiven Aussichten für den Automobilsektor mittelfristig bestehen bleiben", sagt Benjamin Mohr, Head of Sovereign Ratings and Economic Research der Creditreform Rating AG. "Gründe hierfür sind der gute Verlauf der Impfkampagnen, die politische Unterstützung durch Subventionen und Vergünstigungen sowie die beginnende Implementierung der NextGenerationEU-Mittel, die zu einer Erholung der Wirtschaftstätigkeit in Europa geführt haben."

Dennoch sei es eher unwahrscheinlich, dass die Neuwagenverkäufe im Jahr 2021 das Vor-Pandemie-Niveau erreichen werden, glaubt Mohr. Die Ungewissheit über den weiteren Verlauf der Covid-19-Pandemie könnte die Performance von Auto-ABS für den Rest des Jahres einschränken. "Insgesamt erwarten wir, dass das Emissionsvolumen von Auto-ABS im Jahr 2021 gedämpft sein wird", so Mohr.

Weitere Ergebnisse aus dem Report

Trotz eines Rückgangs bestimmten konventionelle Kraftstoffe weiterhin den Markt. Der Marktanteil von Benzin und Diesel ging im ersten Halbjahr 2021 auf 42% beziehungsweise 22% zurück. Zum Verglich: Im ersten Halbjahr 2020 lag der Anteil bei 52% beziehungsweise 30%.

Die Risiken steigender Rohstoffpreise, Engpässe bei Halbleitern und Lockdowns in einigen europäischen Ländern sorgten dafür, dass der Aufschwung auf dem europäischen Gebrauchtwagenmarkt sich auch im Jahr 2021 fortgesetzt hat.

Der europäische Auto-ABS-Markt zeigte sich in der ersten Jahreshälfte 2021 wenig enthusiastisch, da Investoren anscheinend die günstige Finanzierung durch Zentralbanken der Marktfinanzierung vorzogen. Das Emissionsvolumen belief sich auf 9,5 Mrd. Euro, was weniger als ein Drittel des Volumens von 29,7 Mrd. Euro im Jahr 2020 ausmacht.

Der Anteil der Captive-Emissionen lag mit 81% oder 7,7 Mrd. Euro deutlich über dem historischen Durchschnitt von 65%. Im zweiten Jahr in Folge blieb Renault an der Spitze und nahm in den sechs Monaten 5,5 Mrd. Euro auf (rund 60% des gesamten Marktanteils).VW trat in den Hintergrund, obwohl ein Marktanteil von ca. 20% (2 Mrd. Euro) erreicht wurde.

Obwohl das Emissionsvolumen 2021 bisher insgesamt gering war, blieb das Rating-Profil der europäischen Auto-ABS im bisherigen Jahresverlauf robust.

Im Zuge der zunehmenden Klimaregulierung ist davon auszugehen, dass auch die Verbriefung in Zukunft ein nachhaltigkeitsorientiertes Umdenken erfahren wird. Hauptgrund, warum europäische ABS-Emissionen mit ESG-Kennzeichnung bisher eher ausgeblieben sind, ist der Mangel an grünen Besicherungen und dem Grad der Standardisierung. Darüber hinaus könnte sich die Debatte bald auf die Berechnung des Restwertrisikos verlagern, da sich die EU der Frist für die vollständige Abschaffung kohlenstoffemittierender Fahrzeuge bis 2035 nähert.