Batteriezellen : Chinesen bauen Batterie-Gigafactory in Deutschland

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Der chinesische CATL-Konzern tätigt erhebliche Investitionen im deutschen Thüringen. Das Ziel ist, eine „Gigafactory“ für Batteriezellen nahe Erfurt zu errichten. Eine entsprechende Vereinbarung wurde gestern im Rahmen der deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen in Berlin unterzeichnet, bestätigte die deutsche Bundesregierung.

Contemporary Amperex Technology (CATL) mit Sitz im chinesischen Ningde könnte damit eine Rolle ausfüllen, auf die deutsche Hersteller bisher verzichtet haben. So entschied sich etwa der Zulieferer Bosch gegen eine eigene Zellproduktion. Die Begründung: Das Investitionsrisiko ist dem Konzern zu groß. Ein Problem für deutsche Autobauer.

Betriebsratschef Manfred Schoch hatte angesichts dessen erst im Mai vor einer drohenden Übermacht Chinas im Zukunftsgeschäft mit der Elektromobilität gewarnt und einen gemeinsamen Masterplan der deutschen Autoindustrie gefordert. Die Zurückhaltung deutscher Hersteller könnte daraus resultieren, dass Batterien für Elektrofahrzeuge zu den teuersten Bauteilen zählen.

Auf Batteriezellen „Made in Thüringen“ möchte und kann der deutsche Autobauer BMW indes nicht verzichten, um die Mobilität der eigenen E-Autos zu gewährleisten. Der deutsche Autobauer will von CATL in den nächsten Jahren Zellen im Wert von vier Milliarden Euro beziehen.

Ein entsprechender langfristiger Vertrag sei bereits abgeschlossen, sagte BMW-Einkaufschef Markus Duesmann am Montag in München. Vom Auftragsvolumen entfielen 1,5 Milliarden Euro auf Deutschland und 2,5 Milliarden Euro auf China, wo BMW bereits CATL-Kunde ist. Die Zellen sollen demnach die vollelektrische Oberklasselimousine „iNext“ antreiben, die für 2021 angekündigt ist.

Daimler ebenfalls mit an Bord

Auch Daimler gab gegenüber einer Zeitung bekannt, beim chinesischen Hersteller Batteriezellen zu kaufen. „Wir sind mit den Chinesen in Gesprächen“, zitierte eine Zeitung die Konzernkreise. Der Schritt von CATL nach Europa komm auch Daimler zugute, hießt es. Gegründet wurde CATL, dessen Chef Zeng Yuqun bereits als chinesische Antwort auf Elon Musk, Kopf des US-Elektroautobauers Tesla, bezeichnet wurde, vor gerade einmal sieben Jahren. Als Philosophie gibt der Konzern an, verwurzelt in der chinesischen Kultur ein global führendes, innovatives Technologieunternehmen seien zu wollen, das „exzellente“ Beiträge zur Versorgung der Menschheit mit Lösungen für „grüne Energie“ liefere.

Schritt für Schritt

Geplant sei nach Angaben des Unternehmen, die Fabrik in Thüringen im Gewerbegebiet Erfurter Kreuz in mehreren Etappen entstehen zu lassen. Gebaut werden soll laut Branchenkreisen in der ersten Phase ein Distributionszentrum, danach soll erst die eigentliche Produktion anlaufen. Die Bauzeit dürfte etwa zwei Jahre betragen, eine Fläche von bis zu 80 Hektar stehe dafür zur Verfügung, gab CATL bekannt. Im besten Fall, so die Hoffnung, könnten am Ende bis zu 1.500 neue Jobs in Thüringen entstehen. Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hatte bereits Anfang Juni erklärt, dass es Verhandlungen mit CATL über eine Ansiedlung gebe.

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