Wiener Motorensymposium : Elektrifizierung vs. Verbrennungsmotor: Wer macht das Rennen?

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1.000 Experten diskutieren seit 26. April im Kongresszentrum Hofburg in Wien auf der vom Österreichischen Verein für Kraftfahrzeugtechnik und der Technischen Universität Wien initiierten Fachveranstaltung. Der Gründer des Symposiums, Univ.-Prof. Hans Peter Lenz, fokussierte in seinem Eingangsstatement auf den Wettbewerb zwischen batterieelektrischen Fahrzeugantrieben und dem Verbrennungsmotor. „Beide Systeme weisen Vor- und Nachteile auf. Bei der E-Mobilität gibt es noch schwierige ungelöste Probleme, zum Beispiel die Kosten der Ladeinfrastruktur und deren Errichtung. Auch die Problematik, dass der Strom für E-Mobile regenerativ hergestellt werden sollte, bevor solche Fahrzeuge sinnvoll sind, ist zu erwähnen“, so Lenz.

Trotz des ramponierten Images des Dieselmotors in der öffentlichen Wahrnehmung und dem Umstand, dass das Motorensymposium die Schwerpunkte in den vergangenen Jahren eher auf den Ottomotor gelegt hatte, stehen heuer neu entwickelte Dieselmotoren im Rampenlicht. „Verbrennungsmotoren leben noch und klingen recht kräftig“, so Lenz.

Ein Plädoyer für den Verbrennungsmotor hielt am ersten Veranstaltungstag auch Prof. Dr. Helmut List von AVL List. Er stemmte sich in seinen Ausführungen gegen die „weitverbreitete gedankliche Disqualifikation des Verbrennungsmotors als zukunftsfähiger Antrieb“. Der Verbrennungsmotor könne aufgrund der Nutzung von Synergien mit leistbarer Elektrifizierung (48-V-Systeme, Mild Hybride) effektiv zur CO2-Reduktion beitragen. Durch den Einsatz synthetischer Kraftstoffe könne der Verbrennungsmotor hinkünftig auch CO2-neutral betrieben werden, so List.

Für die Zukunft ortet der AVL-Chef eine Dominanz elektrischer Antriebe, vorrangig in Industrieländern. „Für den Weg dorthin können wir es uns jedoch keinesfalls leisten nur eine Technologie zu verfolgen. Verbrennungsmotor, batterieelektrischer Antrieb und Brennstoffzelle sollten weniger als konkurrierende Wettbewerber, sondern vielmehr als synergetisch kombinierbare Bausteine gesehen werden, um die zukünftigen Anforderungen möglichst effizient zu erfüllen. Dabei sollte Komplexität weniger als Herausforderung, sondern vielmehr als intelligente Vielgliedrigkeit, die die erforderlichen neuen Freiheitsgrade schafft, gesehen werden.“