Diskussion : „Tempo 100 gaukelt mit falschen Argumenten eine Lösung vor“
„Bei Verbrauch und Emissionen wurde der Zeitfaktor bisher völlig ignoriert und statt dessen eine Momentaufnahme präsentiert – wer in der gleichen Zeit mit höherem Tempo und verhältnismäßig geringfügigem Mehrverbrauch eine deutlich weitere Strecke zurücklegt, belastet die Umwelt insgesamt nicht mehr, als wenn er auf der gleichen Distanz mit etwas weniger Emissionen, aber deutlich länger unterwegs ist“, heißt es in einer Aussendung des MFU. Ebenso unhaltbar und falsch sei das Argument des angeblich besseren Verkehrsflusses bei Tempo 100, weil es von der besseren Bewältigung verkehrsbehinderter Situationen ausgehe, die auf der Autobahn aber tatsächlich nicht vorkämen. Der Ausnahmefall einer Behinderung, etwa durch Baustellen, werde ohnehin durch entsprechende Ankündigungen und lokale Tempolimits aufgefangen. „Tempo 100 wäre nichts anders als eine inakzeptable Einschränkung der Mobilität und eine Verschlechterung der Verkehrsverbindungen sowie natürlich auch kontraproduktiv für den Industriestandort Österreich“, meint Dr. Felix Clary, Initiator des MFU.
[Bild:1] Untersuchungen in bestehenden Autobahnabschnitten mit herabgesetzten Tempolimits weisen bisher keine relevante Reduzierung der Emissionen aus. Der Grund hierfür ist, dass Lkw- und Lieferverkehr von einem weiteren Tempolimit nicht betroffen sind, weil die für sie geltende Geschwindigkeitsbegrenzung bereits darunter liegt. Der Anteil des Pkw-Verkehrs an den Emissionen insgesamt sei laut MFU jedoch zu gering, als dass eine Herabsetzung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit eine relevante Reduzierung ergeben könnte. „Jetzt die sichersten und emissionsärmsten Fahrzeuge, die es jemals gab, zum Schleichtempo zu zwingen, wäre pure Ironie“, sagt Burkhard Ernst, Sprecher des MFU. „Außerdem ist die Unfallhäufigkeit bei Tempo 100 wegen Unkonzentriertheit höher als bei Tempo 130.“