Marktentwicklung : WLTP-Einführung lässt Absatzmarkt zumindest ein wenig strahlen

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© Tanya Rozhnovskaya - stock.adobe.com

Im Oktober 2019 verzeichnete der EU-Neuwagenmarkt ein auf den ersten Blick bemerkenswertes Wachstum von knapp neun Prozent - das allerdings in erster Linie auf das sehr niedrige Vorjahresniveau zurückzuführen ist. Im Herbst 2018 hatte nämlich die Umstellung auf den neuen Prüfstandard WLTP EU-weit zu einem Absatzeinbruch geführt. Mit 1,18 Millionen neu zugelassenen Pkw lag der Absatz in diesem Jahr im Oktober etwa auf dem Niveau von Oktober 2017.

Heimischer Automarkt mit schlechter Entwicklung

In Österreich lag der Absatz zwar zwölf Prozent höher als im Oktober 2018, aber immerhin noch elf Prozent unter dem Niveau von Oktober 2017. Im bisherigen Jahresverlauf ist das Absatzniveau in Österreich fünf Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum - damit hat sich der österreichische Markt deutlich schlechter entwickelt als der EU-Markt, der derzeit um 0,7 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegt.

Kräftig aufwärts ging es im vergangenen Monat vor allem für die Unternehmen, die im Vorjahr die stärksten Einbußen verzeichnet hatten - allen voran der Volkswagen-Konzern, der im Oktober 2018 noch EU-weit ein Minus von 22 Prozent eingefahren hatte, und der im Oktober dieses Jahres seine Neuzulassungen in der EU um 31 Prozent steigern konnte.

Der französische Autobauer Renault hatte im Vorjahr ein Minus von 15 Prozent eingefahren - in diesem Jahr stieg der Absatz um 13 Prozent. Aber nicht alle Verlierer des Vorjahres konnten in diesem Jahr aufholen: Bei Fiat waren die Neuzulassungen im Oktober 2018 um 14 Prozent eingebrochen, im Oktober 2019 ging es nur um 2,7 Prozent aufwärts.

Langsame Normalisierung am Neuwagenmarkt

„Die Situation auf dem Neuwagenmarkt normalisiert sich langsam, ist aber immer noch beeinflusst von den WLTP-Turbulenzen im Vorjahr“, fasst Gerhard Schwartz, Partner und Sector Leader Industrial Products bei EY Österreich, zusammen. „Aussagekräftiger als die Betrachtung auf Monatsbasis ist die Entwicklung im bisherigen Jahresverlauf - und die zeigt EU-weit nach wie vor leicht nach unten.“

Der Diesel-Antrieb hat noch immer einen schweren Stand - allerdings verliert der Abwärtstrend inzwischen an Fahrt. In den Top-Fünf-Märkten (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Italien) sank der Absatz von Diesel-Pkw im Oktober um fünf Prozent, in den ersten drei Quartalen waren die Diesel-Neuzulassungen noch um 15 Prozent gesunken.

In Österreich und in Deutschland legte der Diesel-Absatz im Oktober gegenüber dem Vorjahr zu, in Großbritannien brachen die Verkäufe hingegen erneut um 28 Prozent ein. „In Österreich und Deutschland deutet sich eine Trendwende an, der Diesel-Marktanteil stabilisiert sich. In den südeuropäischen Ländern hingegen, wo das Kleinwagen- und Kompaktsegment eine größere Rolle spielen, verliert der Diesel-Antrieb weiter stark an Bedeutung“, so Schwartz.

Elektroautos mit starkem Wachstum - Rückgang in Österreich

Weitgehend unbeeinflusst von den WLTP-Verzerrungen entwickeln sich die Neuzulassungen von Elektroautos. Und hier zeigt sich, dass der steile Aufwärtstrend der vergangenen Monate weiter Bestand hat: In den fünf größten Absatzmärkten kletterten die Neuzulassungen reiner Elektroautos um 65 Prozent, die Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden stiegen sogar um 91 Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf liegt der Marktanteil ganz oder teilweise elektrisch betriebener Neuwagen in den Top-5-Märkten bei 3,2 Prozent, ein Jahr zuvor betrug der Anteil 1,9 Prozent.

Österreich ist ein Sonderfall - hier sanken die Neuzulassungen reiner Elektroautos im Oktober um 38 Prozent, während sich die Zulassungen neuer Plug-in-Hybride fast verdreifacht haben (plus 160 Prozent). Der Marktanteil ganz oder teilweise elektrisch betriebener Neuwagen sank im Vergleich zum Vorjahr von 4,3 auf 3,4 Prozent - lag damit aber immer noch höher als im Durchschnitt der Top-5-Märkte. Im bisherigen Jahresverlauf stiegen die Neuzulassungen von Elektroautos und Plug-in-Hybriden in Österreich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 30 Prozent.

„Wir sehen einen kräftigen und stabilen Aufwärtstrend bei Elektroautos - sowohl in den großen EU-Märkten als auch in Österreich“, sagt Schwartz. „Noch ist der Marktanteil - vor allem in den südeuropäischen Ländern - sehr niedrig. Aber bereits für das kommende Jahr ist mit einer Verdopplung des Marktanteils zu rechnen - zahlreiche neue attraktive Modelle auch in niedrigeren Preisregionen werden Elektromobilität für ganz neue Käufergruppen attraktiv machen.“

Die Hersteller hätten zudem ein großes Interesse, ab dem kommenden Jahr in großem Stil Elektroautos auf die Straße zu bringen, um ihre CO2-Bilanz aufzubessern und hohe Strafzahlungen abzuwenden, betont Schwartz. „Neue Modelle und günstige Finanzierungsangebote werden im neuen Jahr für kräftigen Schub sorgen.“

Unsicherer Ausblick auf die Entwicklung

Ab dem Jahr 2020 gelten in der EU die neuen, deutlich strengeren Vorgaben für den durchschnittlichen CO2-Ausstoß der Neuwagenflotte - die Hersteller werden daher bestrebt sein, die Neuzulassungen von Fahrzeugen mit hohem CO2-Ausstoß noch in das Jahr 2019 zu ziehen, was zu einem künstlichen Boom bei den Neuzulassungen großer Pkw/SUVs zum Jahresende führen könnte.

Umgekehrt könnten die Neuzulassungen von Elektroautos tendenziell in das kommende Jahr verschoben werden, was den Aufwärtstrend bei Elektroautos im November und Dezember leicht bremsen würde. Unterm Strich rechnet Schwartz mit einem Neuwagenabsatz in der EU auf dem Niveau des Vorjahres. „Angesichts einer schwächelnden Konjunktur hat sich der Neuwagenmarkt in diesem Jahr zufriedenstellend entwickelt“, resümiert Schwartz.