Wiener Motorensymposium : Lebenszyklenanalysen: Das E-Auto ist nicht so „sauber“ wie gedacht
Das Testergebnis für den VW ID.4, durchgeführt vom ADAC, zeigt, dass ein reines E-Auto mittelbar 114 gCO2/km und damit in etwa so viel wie ein vergleichbares Auto mit Dieselmotor erzeugt. Die 114 g errechnet der ADAC auf Basis des mittleren Stromverbrauchs des ID.4 in Höhe von 22,8 kWh/100 km und des deutschen Strommix‘ mit rund 500 gCO2/kWh. In Österreich sieht die Situation aufgrund des hohen Anteils der Wasserkraft und anderen regenerativen Energiequellen natürlich anders aus: Je nach Berechnungsart ("green" bzw. "konventionell") liegt der Wert zwischen 115 und 195 gCO2/kWh. Allerdings sollte die globale Sicht nicht fehlen. Und so kamen Experten im Rahmen des 42. Internationalen Wiener Motorensymposiums zu dem Schluss, dass eine effiziente Klimapolitik im Verkehr mehr benötigt als die Elektrifizierung der Fahrzeuge. Momentan werden bei Fahrzeugen nur die unmittelbaren CO2-Emissionen zur Besteuerung bzw. im Rahmen der umweltpolitischen Entscheidungen herangezogen. Hält man weiterhin an diesem Ansatz (Tank to Wheel) fest, so lässt man laut Experten außer Acht, dass sich die verkehrsbedingten Emissionen vom Auspuff zu den Kraftwerken verlagern könnten.
Eine Elektrifizierungsstrategie bringe somit unter dem Strich eine viel geringere CO2-Einsparung als erwartet. Thomas Bruckmüller und Werner Tober von der TU Wien kommen in ihrer Studie zum Schluss, dass unter Berücksichtigung der Energieerzeugung bis 2040 bei einem angenommenen Bestandsanteil von 30 % batterieelektrischer Fahrzeuge (Pkw und leichte Nutzfahrzeuge) sowie rund 15 % erneuerbarem Kraftstoffanteil der CO2-Ausstoß in Österreich gegenüber 2019 nicht wie laut offizieller Verbrauchsdaten um 44 %, sondern real nur um 25 % sinken wird. In Deutschland mit einem kohlenstofflastigeren Strommix als in Österreich beträgt der tatsächlich erwartbare CO2-Rückgang trotz 10 Millionen batterieelektrischer Pkw bis 2030 gar nur 6 %, rechnet Frontier Economics in einer Studie vor.