Komponenten : Millionste aktive Hinterachse von ZF produziert
Bei der aktiven Hinterachslenkung (AKC; Active Kinematics Control) kann der Spurwinkel der Hinterräder verändert werden, sodass sich eine Lenkfunktion ergibt. Insbesondere E-Fahrzeuge, die häufig einen längeren Radstand haben, profitieren davon. Das System ist für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen und für jede Achsarchitektur geeignet.
Durch gegensinniges Einlenken der Hinterräder bei niedrigen Geschwindigkeiten wird die Wendigkeit beim Parken und im Stadtverkehr erhöht. Der Wendekreis des Fahrzeuges verkleinert sich um bis zu zehn Prozent, sodass das Manövrieren eines Pkws einfacher ist. Gleichsinniges Einlenken der Hinterräder wiederum stabilisiert das Fahrzeug bei hohen Geschwindigkeiten ab etwa 60 km/h, insbesondere bei Ausweich- und Spurwechselmanövern.
Boom der E-Mobilität als Wachstumstreiber
Die Transformation der Branche hin zur E-Mobilität wird die Nachfrage nach der Hinterachslenkung weiter verstärken, denn von der Technologie profitieren vor allem auch batteriebetriebene Fahrzeuge (BEV). Da bei elektrifizierten Pkw der Akku für gewöhnlich zwischen den Achsen platziert ist, verfügen sie meist über einen längeren Radstand. Dies wirkt sich negativ auf die Agilität und den Wendekreis des Fahrzeugs aus. "Gerade im urbanen Umfeld und vor allem beim Einparken macht sich dieser Effekt bemerkbar", erläutert Peter Holdmann, Leiter der Division Pkw-Fahrwerktechnik bei ZF. "Hier stellt unsere Hinterachslenkung eine hervorragende Lösung dar, damit diese Fahrzeuge leicht manövrierbar bleiben. Zusätzlich profitieren Kunden von der erhöhten Stabilität und Sicherheit durch das gleichsinnige Lenken bei höheren Geschwindigkeiten."
Zweite AKC-Generation bereit für die Mobilität der Zukunft
Mit der zweiten AKC-Generation, die im Jahr 2020 vorgestellt wurde, erreichen auch Geländewagen und Oberklassen-Limousinen eine Wendigkeit, die der von deutlich kompakteren Fahrzeugen gleicht. Durch eine Stellkraft von 11 Kilonewton wird ein Einsatz in Fahrzeugen bis zu 3,5 Tonnen Gewicht ermöglicht. Dank dieser Leistung und seinem "Steer-by-wire"-System ist die aktuelle Version der Hinterachslenkung bestens für die Anforderungen der automatisierten und elektrifizierten Mobilität geeignet.
Je nach Anforderung und verfügbarem Bauraum bietet ZF den Herstellern das AKC-System – das am österreichischen ZF-Standort Lebring gefertigt wird – in zwei Varianten an: als Dual- und als Zentralstellerprinzip. Bei Dualstellern wird jedes Rad individuell von einem separaten Stellaktuator gelenkt. Diese Variante ist ideal für Sportwagen, da so wertvoller Bauraum im zentralen Teil der Hinterachse eingespart wird. Die Zentralsteller-Variante wird mit einem größeren Aktuator mittig in der Achse platziert, sie wird vor allem in Limousinen, Pick-ups oder SUV verbaut. Aktuell startet die Produktion einer Variante des Zentralstellers für einen rein elektrisch angetriebenen Pick-up eines nordamerikanischen Kunden.