Wirtschaftskammer-Wahlen 2020 : "ÖVP-Wirtschaftsbund als sicherer Hafen auch für Kfz-Teilehändler"

Sie haben vor etwa einem Jahr die Obmannschaft des VFT, Verband der freien KFZ-Teile-Fachhändler, an Walter Birner übergeben und sind in die zweite Reihe zurückgetreten. Warum werfen Sie sich mit 71 Jahren jetzt noch einmal an vorderster Front für den Kfz-Teilehandel in den Wirtschaftskammer-Wahlkampf?

Wie bekannt ist scheiterte die Übergabe des Berufsgruppensprechers von Wolfgang Dytrich an Walter Birner im Herbst vergangenen Jahres aufgrund von Auffassungsunterschieden mit Burkhard Ernst und die Lage eskalierte derart, dass das Wirtschaftsbund-Mitglied Wolfgang Dytrich mit Walter Birner nun unter dem Dach der Grünen Wirtschaft mit einer eigenen Liste bei den Wirtschaftskammerwahlen antritt. Das konnte ich als langjähriger ehemaliger ÖVP-Landtagsabgeordneter und ehemaliger Wirtschaftsbund-Obmann der ÖVP-Hochburg Hietzing nicht akzeptieren, zumal ich äußerst verwundert bin, dass Händler von Autoteilen und Serviceeinrichtungen bzw. Wirtschaftsbund-Mitglieder auf einer Liste mit den Grünen kandidieren. Bei aller Wertschätzung für den schließlich einzig realistischen Koalitionspartner der ÖVP auf Bundesebene sind doch gerade die Wiener Grünen in der Stadtregierung mit der SPÖ in den vergangenen Jahren vehement gegen den Individualverkehr eingetreten. Man denke nur an die rasante Zunahme von Tempo 30 Zonen, die ja am Beispiel in der Praterstraße nach Vorstellungen grüner Kommunalpolitiker erweitert werden sollen. Oder das Veto gegen den Lobau-Tunnel, der die Südosttangente mit täglichen Stauszenarien entlasten soll. Es wird eben alles unternommen um das Autofahren unattraktiv zu machen, und dazu zählt sicher auch die fast schon strategisch anmutende Vernichtung von Parkflächen. Somit alles Maßnahmen und Aktivitäten, die Unternehmern aus der Autobranche das Leben schwer machen und es fehlt nicht nur mir das Verständnis, warum sich Unternehmer bzw. Funktionäre aus der Kfz-Teilebranche unter das Dach der Grünen Wirtschaft begeben.

Komm.-Rat Dytrich sieht sein Antreten als Notfallplan zur Rettung der Interessen des freien Teilehandels im Landesgremium Wien, da der Berufszweig Ersatzteile aufgelöst werden soll und auch nur noch zwei statt wie bisher vier Mandate an den Teilehandel gehen sollen. Teilen Sie seine Ansicht?

Wiens Wirtschaftskammer-Direktor Meinhard Eckl hat erst Mitte Jänner Wolfgang Dytrich erinnert, dass bereits 2017 schriftlich bekannt gemacht wurde, dass der Branchenvertrag mit dem Wiener Landesgremium aufgrund von Zusammenlegungen von zwei oder mehreren Fachorganisationen schon 2015 ausgelaufen sei. Und Wirtschaftskammer-Präsident Ruck hat Dytrich und Birner in einem Gespräch zu Jahresbeginn das Antreten des Teilehandels unter einer eigenen Wirtschaftsbund-nahen Namensliste angeboten, was aber aus mir unerfindlichen Gründen abgelehnt wurde. Landesgremialobmann Burkhard Ernst hat nun mit der Aufnahme der Bezeichnung Kfz-Teilehandel im Namen der Wirtschaftsbund-Liste im Wahlkampf seine Verbundenheit mit dem Kfz-Teilehandel in der Bundeshauptstadt zum Ausdruck gebracht, was auch mit meiner Kandidatur als Landesgremialobmann-Stellvertreter untermauert wird. Außerdem befindet sich mit Ing. Christian Brachmann von Siems & Klein, einem traditionsreichen Händler von Serviceeinrichtungen, ein weiterer dem Anliegen des Kfz-Teilehandels verbundenes Wirtschaftsbund-Mitglied an wählbarer Stelle, womit die Zukunft des Wiener Teilehandels im Landesgremium Wien mit einer Stimme für den Wirtschaftsbund abgesichert ist.

Im Landesgremium Wien hält der Wirtschaftsbund 12 Mandate, 5 der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband, 2 die Freiheitliche Wirtschaft und eines der Ring Freiheitlicher Wirtschaftstreibender? Wird die neue Liste von Dytrich, zumindest bis Redaktionsschluss Ende Jänner Mitglied im Wirtschaftsbund, in Kooperation mit der Grünen Wirtschaft dem Wirtschaftsbund Stimmen kosten?

Der Wirtschaftsbund vertritt die Interessen der Autobranche am besten. Wirtschaftskammer Wien Präsident Walter Ruck hat sich in den vergangenen Monaten immer wieder für die Anliegen des Individualverkehrs stark gemacht hat. Man denke an seine jüngste Forderung, die unterschiedlichen und unübersichtlichen Regelungen bei den Kurzparkzonen zu beenden, und an seinem Einsatz für mehr Großzügigkeit beim Parken des Lieferverkehrs in Wien. So wie bei vielen anderen Wahlen in Österreich zuletzt denke ich eher, dass die Listen von SPÖ und FPÖ Stimmen und eventuell auch Mandate verlieren. Jedenfalls ermöglicht Dytrich mit seiner Liste den Grünen den Eintritt in das Landesgremium Fahrzeughandel, das wohl in Zukunft mehr zu einem Landesgremium Mobilität tendieren könnte.

Kfz-Teilehändler in enger Verbundenheit mit Elektroscooter-Händlern?

Das ist nicht auszuschließen, doch wird der Einsatz von Elektroscootern gerade in Wien aus Verkehrssicherheitsgründen eingeschränkt. Zudem meine ich, dass die neue Liste wohl kaum mehr als zwei Mandate erhalten wird.

Dann wäre ja der Kfz-Teilehandel in einer Art „Zweimarken-Strategie“ wie bisher und wie auch von Dytrich gefordert mit vier Mandaten vertreten?

(lacht) Ja, schauen wir ob die neue Liste so viel Zuspruch bekommt oder doch der Wirtschaftsbund als sicherer Hafen auch für die Kfz-Teilehändler umso erfolgreicher die Wahl bestreiten wird. Denn schließlich haben wir ja auch den direkten Draht zum doch sehr beliebten Bundeskanzler Sebastian Kurz. Und so meine ich, dass die Wählerinnen und Wähler zum Schmid und nicht zum Schmidl gehen und die Partei von Vassilakou und Hebein, jeweils als Wiener Verkehrsstadträtin Gottseibeiuns der Autofahrerinnen und Autofahrer, Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Kfz-Branche, abschreckt. (aü)

Komm.-Rat Ing. Mag. Bernhard Dworak, VFT-Obmann-Stellvertreter, kandidiert bei den Wirtschaftskammerwahlen von 3. bis 5. März 2020 für den Wirtschaftsbund und soll dann als Landesgremialobmann-Stellvertreter die Anliegen des freien Kfz-Teilehandels in Wien vertreten.