Interview : Santander Consumer Bank will 2021 deutlich wachsen
Wie ist es der Santander Consumer Bank im Jahr 2020 ergangen?
Erwartungsgemäß deutlich schlechter als 2019 und natürlich weit unter den gesetzten Zielen, aber das war aufgrund der Corona- Situation absehbar. Allerdings bin ich im Großen und Ganzen zufrieden, denn gegenüber dem Rekordjahr 2019 war das Kfz-Neugeschäftsvolumen gerade einmal um 2,6 Prozent rückläufig.
Man könnte annehmen, dass diese Situation Auswirkungen auf Ihre Händlerpartner hatte.
Nicht wirklich, wir konnten bis dato die Zahl unserer Händlerpartner noch einmal auf fast 2.000 steigern. Profitiert haben wir hier auch von der Kooperation mit Ford, wo wir seit Sommer 2020 unter „Ford Credit“ Finanzierungen bereitstellen. Die Entwicklung in unserem Händlernetz ist stabil, es gibt von unserer Seite zahlreiche Unterstützungsmaßnahmen und Hilfen, mit denen wir unsere Partner in diesen nicht gerade einfachen Zeiten begleiten.
Stichwort Unterstützungen: Die Santander Consumer Bank hatte ja relativ früh im Jahr 2020 Maßnahmen angekündigt und beispielsweise den Kooperationspartnern Stundungen angeboten.
Ja, das ist korrekt. 70 Prozent unserer Partner haben dieses Angebot in Anspruch genommen und bis dato gibt es in diesem Bereich auch eine nahezu 100-prozentige Zahlungsmoral.
Wie schätzen Sie die Lage für 2021 ein und können Sie konkrete Zielsetzungen nennen?
Durch den Lockdown light zu Jahresbeginn lag der Jänner auf jeden Fall unter dem Vorjahresmonat. Im Februar konnten wir bereits über unseren Plänen abschließen, somit ist derzeit alles im grünen Bereich. Was die Ziele für 2021 anbelangt, so liegen diese mit 1,5 Milliarden Euro deutlich über dem Rekordjahr 2019 mit 1,349 Milliarden Euro. Die Chancen stehen gut, dass wir dieses Ziel auch erreichen.
Wie sieht die Verteilung zwischen Neu- und Gebrauchtwagengeschäft aus?
Derzeit rund 50:50, im Neuwagengeschäft haben wir mit „Ford Credit“ seit August 2020 einen vierten Importeur als Kunden und erfüllen unsere Funktion als Captive für die Marken Kia, Volvo, Suzuki und nun eben Ford. Bei Ford gibt es 2021 erstmals ein Volljahr, das gibt Zuversicht. Die Kooperationen sollen weiter ausgebaut werden, im Zweiradbereich gibt es mit Triumph seit kurzem eine weitere Marke in unserem Portfolio und auch eine weitere Automarke ist bereits in der Pipeline. Im Fokus unserer Bemühungen stehen der Ausbau unserer Partnerschaften sowie die Steigerung der Anzahl und der Volumina der einzelnen Händler.
In der Vergangenheit war die Santander Consumer Bank eher kreditlastig aufgestellt.
Das wird auch in Zukunft so bleiben. 2020 hat das Verhältnis von Kredit zu Leasing 80:20 betragen, für 2021 erwarte ich eine leichte Verschiebung in Richtung Leasing.
Was ist auf Kundenseite zu erwarten und welche Maßnahmen sind für die Händlerpartner geplant?
Im Jänner 2020 haben wir unser Kundentool „Ich und meine Kunden“ ausgerollt, das dem Händler den Status seiner Verträge anzeigt und mit einem Blick über den Ablauf informiert. Im nächsten Schritt wird ein Mailing verfasst und verschickt, bei dem wir alle Kosten übernehmen. In der nunmehr gestarteten zweiten Phase wird das Tool in einigen Punkten adaptiert und so kann der Händler dem Kunden einfach auf Knopfdruck ein passendes Finanzierungsangebot unterbreiten. Zudem soll in Kürze gemeinsam mit den Importeuren die digitale Antragsstrecke ausgerollt werden und damit werden dann alle Prozesse rund um die Finanzierung digital abgebildet. Für unsere Händlerpartner bieten wir nach wie vor Schulungen im Rahmen unserer „Meisterklasse“ an. 2020 konnten wir hier nur fünf – statt wie üblich zehn – Trainings als Präsenzveranstaltung durchführen. In diesem Jahr werden es hoffentlich deutlich mehr sein. Die Zeit bis zur Durchführung physischer Veranstaltungen wollen wir mit digitalen Events überbrücken und so bieten wir beispielsweise seit März ein kostenloses, rund zweieinhalbstündiges Seminar zum Thema Online-Marketing an.
Welche Trends sehen Sie für 2021?
Im Wesentlichen wird sich gegenüber 2020 wenig ändern. Die Nachfrage nach Fahrzeugen mit alternativen Antrieben wird steigen, gleichzeitig werden Alternativen wie Carsharing und Auto-Abonnements auf einem niedrigen Niveau stagnieren. Kauf, Kredit und Leasing werden nach wie vor vorherrschend sein, denn das Auto hat noch lange nicht ausgedient. Die Covid-19-Pandemie hat eines gelehrt: „Gebt’s euer Auto nicht her.“ Das hat bei vielen zu einem Umdenkprozess gegenüber dem Auto geführt. Ansonsten wird von uns die Digitalisierung weiter vorangetrieben, allerdings nur in Bereichen, in denen es explizit Sinn macht. So bringen wir in diesem Jahr im Captive- Segment die Produkte Online-Leasing und Online-Kredit auf den Markt, mit denen die Kunden alles rund um die Finanzierung von zuhause aus erledigen können.