Mobilitätsbericht : So könnte die Mobilitätswende in Österreich aussehen

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© ÖAMTC

Anfang der Woche wurde der Expertenbericht „Mobilität & Klimaschutz 2030“ im ÖAMTC-Zentrum in Wien Erdberg vorgestellt. Darin gehen die beiden Automobilclubs ÖAMTC und ARBÖ konform, dass die bisherigen politischen Ansätze und Ziele – so ambitioniert sie teilweise sein mögen – rund um die Mobilitätswende einem fachlich fundierten Faktencheck unterzogen werden müssen. Ein umfangreiches Team an Experten war an dem Bericht beteiligt.

Erstes Szenario: „Natürlicher“ Fortschritt bringt Effizienzsteigerung

Dieses Szenario basiert auf der realistischen Entwicklungsabschätzung der Neuzulassungszahlen nach Antriebsarten. Hierbei wurde durch die Experten angenommen, dass die steuerlichen Rahmenbedingungen für die Antriebsarten gleichbleiben und es zu keiner wesentlichen Verteuerung von konventionellen Antrieben und zu keinem vermehrten Einsatz von alternativen Kraftstoffen kommt. Allein durch technologische Entwicklungen eine 28-prozentige CO2-Reduktion erreicht werden. Grund sei der „natürliche“ Fortschritt der Technik. Neue Benzin- und Dieselmotoren würden bis 2030 deutlich effizienter werden, der Anteil von reinen Verbrennungsmotoren werde dennoch deutlich zurückgehen, meinte Bernhard Geringer, Vorstand des Instituts für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik der TU Wien.

Gewinner wären vor allem Hybrid-Autos, die dank besserer Batterien in Zukunft höhere Reichweiten aufweisen werden – so die Erwartungen der Experten. Aber auch Fahrzeuge mit Brennstoffzellen und reine Elektroautos werden den Markt übernehmen. Obwohl es in diesem Szenario zu keinem vermehrten Einsatz von alternativen Kraftstoffen kommt, rückt das CO2-Einsparungsziel für Pkw in greifbare Nähe, so die Experten. Ganz erreicht werden kann es damit aber nicht, es liegt bei 36 Prozent.

Zweites Szenario: Politik geht mit Zulassungsverboten vor

Die durch die beiden Automobilclubs beauftragten Experten kamen zu dem Ergebnis, dass vor allem staatliche Restriktionen den Wert einer Antriebsart mindern können. Bereits das politische Ziel, im Jahr 2030 keine Verbrennungsmotoren mehr neu zuzulassen, führt zu starker Abwertung von Diesel- und Benzin-Pkws. Dieses äußert ambitionierte Szenario würde jedoch sogar 42 Prozent an CO2-Emissionen einsparen und die Klimaschutzziele im Pkw-Verkehr laut den Experten deutlich übertreffen.

Benachteiligt wären hierbei aber die sozial schwächeren Schichten. „Es ist für den ÖAMTC als Interessenvertreter von 2,7 Millionen Mitgliedern nicht hinnehmbar, dass die Kosten auf den Konsumenten abgewälzt werden“, betont ÖAMTC-Direktor Oliver Schmerold. Das Verbot Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren ab 2030 zuzulassen hätte gesamtwirtschaftliche Kosten von 16 Milliarden Euro zur Folge. Den Großteil dieser Kosten, nämlich 13 Milliarden Euro, müssten unmittelbar die Konsumenten tragen. Übrig blieben zudem die Restbestände an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, die sich erst allmählich abbauen.

Drittes Szenario: Alternative Kraftstoffe als Wunderwaffe

Das dritte Szenario verdeutlicht das enorme Einsparungspotenzial durch alternative und synthetische Kraftstoffe. Nach Einschätzung des Expertenberichts kann damit sogar eine CO2-Einsparung von bis zu 89 Prozent erreicht werden. Hermann Hofbauer, Studiendekan für Verfahrenstechnik an der TU Wien, sieht vor allem im Bereich der Biomasse großes Potenzial: „Technologisch ist hier einiges möglich. Wenn man das Klima schützen will, dann muss man hier auch ordentlich investieren“, fordert er mutige Schritte.

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