E-Mobilität : TGM-Schüler schrauben an Elektroautos
Schülerinnen und Schüler des TGM in Wien üben nun an Elektroautos. Die Abteilung Maschinenbau schaffte gleich drei Renault Twizy an, um junge Techniker auf die Zukunft vorzubereiten. Burschen und Mädchen lernen, wie man Elektrofahrzeuge konstruiert - und gefahrlos anfasst. Als nächstes versetzen sie ein E-Auto in die virtuelle Realität.
E-Autos besitzen ein anderes Innenleben als Benzin- und Dieselwagen. Der Motor bringt von null weg ein hohes Drehmoment auf die Straße und ohne die Verzögerung einer Gangschaltung. In den Kabeln liegen jedoch ganz unterschiedlichste Spannungen an. Für Lehrer und Schüler in der Fahrzeugtechnik bedeutet das: Der Umgang mit einem Elektromobil will gelernt sein. Feuerwehrleute haben mit defekten E-Autos ihre liebe Not. Doch das Wissen, wie man solche Fahrzeuge richtig handhabt, ist noch nicht weit verbreitet. Das soll sich nun ändern.
„Ich finde es toll, dass wir mit einem echten Elektroauto üben können“, meint Julia aus Deutsch-Wagram, 15 Jahre alt, die im Herbst am TGM anfing. „Ich möchte einmal an der Entwicklung von Fahrzeugen mitarbeiten, da muss ich mich ja mit neuen Technologien auskennen.“
Zerlegen und hineinschauen
„Bei uns lernen die Schülerinnen und Schüler praktisch, nicht nur theoretisch, und legen in den Werkstätten und Labors selbst Hand an“, erklärt Gabriele Schachinger, Abteilungsvorständin für Maschinenbau am TGM. „Wir haben Elektroautos angeschafft, damit die angehenden Techniker ganz konkrete Erfahrungen mit diesem Fahrzeugtyp sammeln können.“
"Den Twizy wählte man, um die Sicherheit der Jugendlichen zu gewährleisten. Der kleine, zweisitzige Stadtflitzer mit den Flügeltüren kommt mit einer Akku-Spannung von 60 Volt aus. Das ist ungefährlich. Große Limousinen fahren mit 400 Volt oder mehr, da könnte es böse enden, wenn man im Unterricht das falsche Kabel anfasst", erklärt Schachinger.
Digitaler Zwilling in 3D
„Wir haben gleich drei E-Autos angekauft, damit möglichst viele Schüler gleichzeitig üben können“, schildert Gerald Kalteis, der zusammen mit Martin Izaak die TGM-Projekte für E-Mobilität leitet. Izaak betont, dass die Autos nicht bloß studiert, sondern erweitert und digitalisiert werden: „Im Unterricht zerlegen wir die Fahrzeuge teilweise. Die Modelle werden mit Sensoren und Fühlern versehen. Dann kann man im laufenden Betrieb ablesen, was sich in einem Wagen abspielt.“
Mit den Sensoren und Messgeräten bereiten sich die Schüler gleichzeitig darauf vor, Maschinen mit dem Internet zu vernetzen, Stichwort „Internet of Things“. Damit reicht die Ausbildung von der E-Mobilität bis in die "I-Mobilität": die Verbindung von Internet und Verkehr. Dazu passt, dass ein weiterer Ausbau der Autos rein virtuell erfolgen soll.
„Wir wollen einen Renault Twizy am Computer komplett nachzeichnen und in Virtual Reality abbilden“, plant Schachinger. „Verbindet man das physische Auto über Sensoren und WLAN mit seinem digitalen Zwilling, kann man mit der 3D-Brille live und in Echtzeit sehen, was im Auto vorgeht. Man kann dann sogar in einzelne Komponenten hineinzoomen, sie umrunden und in Bewegung betrachten.“
Diese elektronischen und digitalen Aufbauarbeiten werden von den Schülern selbst erledigt. Das bietet – ein angenehmer Nebeneffekt – ausgiebig Stoff für zahlreiche nützliche Diplomarbeiten der nächsten Jahre. Die ersten Diplomanden werken bereits mit den Stadtflitzern.