Motair : Turbolader: Schäden erkennen und richtig tauschen

© Motair

„Prinzipiell ist der Turbolader kein klassisches Verschleißteil, sondern eine ‚Lebensdauerkomponente‘. Dennoch kommt es immer wieder zu Schäden und Ausfällen. Da die Einzelteile eines Turboladers mit geringsten Toleranzen von bis zu 1/1.000 Millimetern gefertigt werden und Pkw-Lader im Betrieb mittlerweile Drehzahlen von über 300.000 U/min erreichen, wirken sich schon geringe Fehler und Unregelmäßigkeiten fatal aus“, erklärt Andreas Solibieda, Geschäftsführer von Motair Turbolader aus Köln. „Allerdings ist in den wenigsten Fällen der Turbolader selbst die Ausfallursache: Diese ist nach unseren Erfahrungen meist in seinem Umfeld zu suchen. Und weil die tatsächliche Ursache oft nicht erkannt wird, werden häufig einwandfreie Lader ersetzt – mit der fatalen Folge, dass auch der neue Turbo kurz nach dem Tausch mit dem gleichen Schaden ebenfalls ausfällt“, warnt der Experte.

Klassische Ausfallursachen, typische Schadensbilder

Laut Andreas Solibieda gibt es fünf klassische Ursachen, die zu einem „schweren Turbolader-Tod“ führen:

Probleme mit der Schmierung (Ölmangel)

Eintritt von Fremdkörpern

Schmutz im Motoröl

zu hoher Abgasgegendruck

übermäßig hohe Drehzahlen

Wegen der hohen Belastungen im Betrieb und der geringen Fertigungstoleranzen ist laut Solibieda die einwandfreie Schmierung der Lagerstellen extrem wichtig. Denn bei Serienturboladern ist das Laufzeug – Turbinenrad, Welle und Verdichterrad – nicht in Kugellagern, sondern hydrodynamisch in Gleitlagern gelagert. „Hydrodynamische Gleitlager bauen über den Motoröldruck und die Rotation der Welle ein Öldruckpolster auf, so dass sich eine nahezu verschleißfreie, ‚schwimmende‘ Lagerung ergibt. Bei hohen Drehzahlen fallen deshalb unzureichend geschmierte Lager innerhalb weniger Sekunden aus. Im Extremfall schert dann sogar die Welle ab“, warnt der Fachmann. Ölmangel (Füllstand!), zu geringer Öldruck, falsche Ölviskosität, unzureichende Ölqualität sowie Kraftstoff- oder Kühlmitteleintrag ins Motorenöl gehören demnach zu den typischen Auslösern für Schmierungsprobleme.

Doch auch Fremdkörper – Schrauben, Muttern, aus dem Luftfilter herausgerissene Partikel, Fragmente von Motorenteilen und ähnliche mechanische Partikel – die in den Turbolader geraten, können schwere Schäden verursachen – und hinterlassen je nach Eintrittsseite ihr typisches Schadensbild. Bei einem Fremdkörperschaden ist es daher zwingend erforderlich, den betreffenden Strömungskanal genauestens zu inspizieren und Partikel restlos zu entfernen – andernfalls ist ein neuer Turboladerausfall programmiert. Ein deutliches Axialspiel der Turboladerwelle, meist verbunden mit Ölaustritt auf der Verdichterseite, weist dagegen oftmals auf einen zu hohen Abgasgegendruck auf der Turbinenseite hin. Ursache können verengte Komponenten der Abgasanlage, defekte Katalysatoren und – speziell bei Dieselmotoren – zugesetzte Partikelfilter sein: Der hohe Abgasgegendruck verschiebt das Laufzeug axial, so dass die Laufräder am Gehäuse schleifen können und Öl verdichterseitig austritt. Undichte Ladedruckschläuche zwischen Turbolader und Ansaugrohr hingegen führen zu einem schädlichen „Überdrehen“ des Laders. Aufgrund der übermäßig hohen Drehzahlen kommt es zu extremen Materialspannungen in den Laufrädern – und schließlich zu deren Ausfall. Typisches Schadensbild für dieses sogenannte „Overspeeding“ ist die deutlich sichtbare „Orangenhaut“ auf der Rückseite des Verdichterrads.

Sicherer Turbo-Tausch

„Fällt ein Turbolader aus, sollte die Werkstatt unbedingt zuerst die Ausfallursache ermitteln und dann erst den defekten Lader ausbauen. Eine professionelle Hilfe hierzu bietet die eigens von Motair entwickelte ‚Diagnose-Matrix‘, mit der sich Störungen im Umfeld des Turboladers einfach und sicher aufspüren lassen“, erklärt Andreas Solibieda. Darüber hinaus sollte der Werkstattfachmann immer auch den gesamten Ansaug-, Ladeluft- und Abgasbereich auf Fremdkörper untersuchen. Zudem müssen dem Experten zufolge die Motor- beziehungsweise Kurbelgehäuse-Entlüftung und die Ölversorgung sicher funktionieren und der Ölrücklauf vom Turbolader zum Kurbelgehäuse gewährleistet sein. Im Zweifelsfall sollte man die für den Turbo lebenswichtigen Öl-Zulauf- und -Ablaufleitungen sicherheitshalber ersetzen.