Pneus : Warum Löwenzahn bald die Reifenindustrie umkrempeln könnte

© Continental

Continental hat den Transferpreis der Universität Münster für das Forschungsprojekt mit dem Namen Taraxagum erhalten. Ziel der Forschung ist es, aus der Wurzel der Pflanze „Russischer Löwenzahn“ natürlichen Kautschuk für zahlreiche Gummianwendungen zu gewinnen. Hierzu investiert Continental 35 Millionen Euro in ein Forschungslabor für Löwenzahnkautschuk in Mecklenburg-Vorpommern, unterstützt vom dortigen Wirtschaftsministerium.

Ausgezeichnet wurde der Übergang von der biotechnologischen Forschung im Labor zur wirtschaftlichen Anwendung und der damit einhergehenden Nutzung für kautschukhaltige Produkte. Der gewonnene Transferpreis ist mit 10.000 Euro dotiert. Das Preisgeld wird für die Arbeit des Botanischen Gartens der Universität Münster gespendet. Hier begann die Aufzucht der ersten Löwenzahnpflanzen für die Forschung am Löwenzahnkautschuk.

Mehr Ertrag bei kürzerer Zuchtdauer

Mit Hilfe einer in Münster entwickelten Biotechnologie verkürzen die Wissenschaftler die Zeitspanne, die benötigt wird, um eine ertragreiche und damit industriell nutzbare Löwenzahnpflanze zu züchten. Der Russische Löwenzahn hat eine spannende Eigenschaft: Sein Saft enthält hochmolekularen Kautschuk, also lange Ketten aus Kautschuk-Molekülen, die für viele Gummiprodukte benötigt werden.

Versuche, diesen Rohstoff effizient zu nutzen, waren in der Vergangenheit jedoch wenig erfolgreich. Der Grund: Die im Russischen Löwenzahn enthaltene Menge an Kautschuk reicht für eine Produktion im Industriemaßstab noch nicht aus. Und so robust und anspruchslos Löwenzahn auch ist – er ist keine Ackerpflanze, die stabile Erträge liefert und damit rentabel ist. Bis jetzt jedenfalls, denn gezielte Zuchtprogramme ändern das derzeit.

Prototypen aus Löwenzahnkautschuk

Der Reifenhersteller Continental stellte nun erste Prototypen von Lkw- und Pkw-Reifen aus Löwenzahnkautschuk her. Noch in diesem Jahr plant Continental die Eröffnung eines eigenen Taraxagum-Forschungslabors in Anklam, Mecklenburg-Vorpommern. Lokal gewonnener Kautschuk wird lange Transportwege und auf diese Weise Kohlendioxidemissionen einsparen. Continental erwartet jedoch frühestens in fünf Jahren die Serienreife des Löwenzahnreifens.

Folgen Sie dem Autor auf: @lukasklamert