Fahrzeughandel : Diese Faktoren sollen die Fahrzeugindustrie transformieren

Rows of a new cars parked in a distribution center on a car factory on a sunny day. Parking in the open air.
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Das „Fit‐for‐55“‐Paket sieht vor, dass in der EU ab 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen zugelassen werden. Der dadurch notwendig gewordene Transformationsprozess stellt die Industrie vor zahlreiche Herausforderungen. Was notwendig ist, um diese bestmöglich zu meistern, zeigen aktuelle Studien auf, die der Fachverband Fahrzeugindustrie in der WKÖ bei Fraunhofer Austria und der TU Wien in Auftrag gegeben hat.

Karl‐Heinz Rauscher, Obmann des Fachverbands der Fahrzeugindustrie, erklärt: „Diese wissenschaftlichen Erhebungen bestätigen, dass es enormen F&E‐, Investitions‐ und Qualifikationsbedarf gibt, um die großen Herausforderungen der Transformation in der Fahrzeugindustrie zu bewältigen. Um gegenüber den ausländischen Mitbewerbern wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es erforderlich, dass die österreichische Fahrzeugindustrie und ihre Zulieferer wie in den angrenzenden Nachbarländern durch die öffentliche Hand unterstützt werden. Nur so kann die ungeheure Transformation bewältigt werden.“

Auf Basis der beiden Studien von Fraunhofer Austria und der TU Wien entstand ein Maßnahmenkatalog, den der Fachverband bereits der Politik präsentieren konnte. Die wichtigsten Handlungsfelder und Forderungen:

  • Einrichtung eines Transformationsfonds nach internationalem Vorbild, um kapitalintensive Veränderungsprozesse in der Industrie anzustoßen und gleichzeitig risikominimierend zu wirken.
  • Verstärkte Maßnahmen zur Qualifizierung von Fachkräften vor dem Hintergrund des Strukturwandels. Laut der Studie besteht ein Arbeitskräftepotenzial von bis zu 10.000 Stellen (bis 2035), das für die Produktion von Verbrennungsmotoren nicht mehr eingesetzt werden wird.
  • Senkung der Markteintrittsbarrieren für den Umstieg in neue Geschäftsfelder.
  • Verstärkter Fokus auf Digitalisierungsmaßnahmen und Industrie 4.0‐Technologien, um die Lohnnachteile in Österreich auszugleichen.
  • Eine technologieoffene Förderpolitik, um auf Basis bestehender Kompetenzen wettbewerbsfähige Technologien zur Dekarbonisierung des Straßenverkehrs entwickeln zu können.

Rauscher fasst zusammen: „Die Studien geben einen aktuellen Statusbericht der Branche und belegen, dass vieles schon in Bewegung ist. Die Bundesregierung hat mit der Klima‐ und Transformationsoffensive die Zeichen der Zeit erkannt und einen wichtigen Schritt getan, damit unsere Leitbranche weiterhin in Österreich erfolgreich bleibt. Fakt ist: Die heimische Fahrzeugindustrie ist ein Garant für Wertschöpfung und schafft direkt rund 40.000 Beschäftigungsverhältnisse in Österreich. Damit unsere Branche die Klimatransformation meistern kann und Wertschöpfung und Jobs dennoch im Land gehalten werden können, müssen jetzt auf Unternehmensebene die richtigen Maßnahmen gesetzt und von der Politik die richtigen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden“, betont Fachverbandsobmann Karl‐Heinz Rauscher.

Ausbildung und Qualifizierung von Fachkräften besonderes wichtig

Die A3PS (Austrian Association for Advanced Propulsion Systems), welche Industrie, Wissenschaft und Politik zum Thema innovative, nachhaltige Antriebe national vernetzt und international vertritt, nimmt ebenfalls auf den Vorschlag des Fachverbands der Fahrzeugindustrie Bezug. Wir begrüßen die Initiative des Fachverbandes und stimmen dieser Aussendung inhaltlich nicht nur voll zu, sondern möchten komplementär darüber hinaus auf die folgenden Punkte eingehen:

  • Verstärkte Maßnahmen zur Qualifizierung von Fachkräften: In Bezug auf Ausbildung und Qualifizierung von notwendigen Fachkräften für die Transformation des Mobilitätssystems darf nicht darauf vergessen werden, dass diese Thematik auch im F&E Bereich essenziell ist und maßgeschneiderte, zukunftsorientierte Ausbildungsangebote auch auf universitärem Niveau angeboten werden müssen.

  • Verstärkter Fokus auf Digitalisierungsmaßnahmen und Industrie 4.0 -Technologien: Bei den Digitalisierungsmaßnahmen muss auch der Bedarf für F&E in der Fahrzeugtechnologie mitbedacht werden, da Technologien wie künstliche Intelligenz die Zukunft der Entwicklung und Produktion moderner Antriebsstränge bestimmen werden.
  • Technologieoffene Förderpolitik: Die Forderung nach einer technologieoffenen Förderpolitik wird aus unserer Sicht sehr begrüßt, denn nur ein Technologie-Mix kann am schnellsten und effektivsten zur Dekarbonisierung des Straßenverkehrs führen.

A3PS fordert überdies entsprechende Fördercalls, die sich am F&E Bedarf zur Entwicklung von nachhaltigen Fahrzeugantrieben von morgen orientieren.