Neuwagen : EU-Neuwagenmarkt weiter deutlich unter Vorkrisenniveau

Neuwagen in Reih und Glied

Weiter Warten auf die Trendwende am europäischen Neuwagenmarkt

- © Thommy Weiss

Es gibt weiter keine Trendwende auf dem europäischen Neuwagenmarkt: Im Mai sanken die Pkw-Neuzulassungen in der EU im Vergleich zum Vorjahresmonat um elf Prozent, in Österreich wurde sogar ein Rückgang um 24 Prozent verzeichnet. Gegenüber dem Vor-Pandemie-Niveau (Mai 2019) ergibt sich EU-weit also ein Rückgang um 35 Prozent, der österreichische Markt lag im Mai sogar 44 Prozent unter dem Niveau von Mai 2019.

Es sei weiterhin vor allem der Mangel an Vor- und Zwischenprodukten, der die Neuwagenproduktion massiv ausbremst, sagt Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY: „Der Mangel an Halbleitern und Rohstoffen führt nach wie vor zu erheblichen Beeinträchtigungen – und diese Situation wird mindestens noch einige Monate anhalten. Es ist noch unklar, wie stark die Corona-Lockdowns in China die weltweiten Lieferketten belasten werden. Die erhoffte Erholung dürfte sich dadurch aber weiter verzögern. Das Gesamtbild bleibt damit unverändert: Die Verfügbarkeit von Neuwagen wird beschränkt und die Neuwagenpreise hoch bleiben, die Lieferzeiten lang. Und die Hersteller werden sich weiterhin auf die Produktion hochmargiger Fahrzeuge konzentrieren.“

Die aktuellen Rückgänge seien in erster Linie auf Limitierungen auf der Angebotsseite zurückzuführen – aber auch die Nachfrage könnte unter Druck geraten, so Preiss: „Angesichts der sehr hohen Inflation, einer sinkenden Kaufkraft und gleichzeitig steigender Zinsen könnte sich die bislang noch hohe private Nachfrage deutlich abschwächen. Und die konjunkturelle Eintrübung dürfte sich auch auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen auswirken. Noch sitzen die Autokonzerne allerdings auf einem sehr komfortablen Auftragspolster, so dass bei einer Verbesserung der Versorgungslage mit Halbleitern mit einer spürbaren Markterholung zu rechnen ist.“

Neuzulassungen EU 2022
Neuzulassungen in der EU 2012 bis 2022 - © EY (Quelle: ACEA)

Plug-in-Hybride zunehmend unter Druck

Die Chipkrise dämpft auch den Absatz elektrifizierter Fahrzeuge: Im Mai legten zwar die Neuzulassungen reiner Elektroautos im Vergleich zum Vorjahresmonat in den fünf größten Märkten Westeuropas um 14 Prozent zu, im gesamten ersten Halbjahr lag das Wachstum mit 31 Prozent aber noch deutlich höher. Österreich verzeichnete einen Rückgang der Elektro-Neuzulassungen im Mai um 24 Prozent, im gesamten ersten Halbjahr um sechs Prozent.

Besonders stark abgebremst wurde die Wachstumsdynamik bei Plug-in-Hybriden. Deren Absatz schrumpfte in den Top-5-Märkten im Mai um 13 Prozent, in Österreich sogar um 30 Prozent. Von den Top-5-Märkten wies nur noch Spanien ein Absatzplus bei Plug-in-Hybriden auf.

Bei Plug-in-Hybriden stagnierte der Marktanteil in den Top-5-Märkten bei 8,1 Prozent; in Deutschland, wo Plug-in-Hybride am populärsten sind, ging er von 11,8 auf 11,2 Prozent zurück, in Österreich schrumpfte er von 6,7 auf 6,2 Prozent. In Summe stieg der Marktanteil elektrifizierter Neuwagen in den Top-5-Märkten im Mai von 15,7 auf 18,1 Prozent. In Deutschland war sogar jeder vierte neu zugelassene Pkw entweder ein Elektroauto oder ein Plug-in-Hybrid. Österreich verzeichnete im Mai einen Rückgang des Marktanteils elektrifizierter Neuwagen von 18,7 auf 18,2 Prozent.