Transformation : Automotive-Branche diskutierte in Linz über Mobilität der Zukunft
Wohin wird sich die heimische Automobilindustrie entwickeln? Wenn es nach dem Motto der Konferenz automotive.2024 geht, die kürzlich in Linz stattgefunden hat, dann wird sie den Pfad der Exzellenz einschlagen. Nur auf diese Weise werde es gelingen, weiterhin global wettbewerbsfähig zu sein, waren sich die etwa 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig.
Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner machte diesbezüglich eine klare Ansage ans Publikum: „Die Automotive-Branche ist der wichtigste Wirtschaftszweig in Oberösterreich – und sie ist bei der Transformation der Mobilität vorne mit dabei. Wir werden die Transformation, zu der als Grundvoraussetzung das Energiesystem gehört, schaffen. Bei der Frage des 'Wie' setzen wir auf Innovation und Technologieoffenheit, Gebote und Verbote sind der falsche Weg."
Optimistisch zeigte sich auch der Veranstalter der Konferenz Florian Danmayr, der als Manager des Automobil-Clusters der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria tätig ist. Anhand einer Analyse des Austrian Supply Chain Institutes zeigte er auf, dass die heimischen Zulieferer – aufgeteilt in die Kategorien „Verbrenner“, „Batterieelektrisch“ und „technologieunabhängig“ – für die bevorstehenden Herausforderungen überwiegend gerüstet sind.
Neue Jobs durch alternative Technologien
Wie genau sich die Transformation österreichweit auf die Automobilindustrie auswirken könnte, veranschaulichte Wilfried Sihn von Fraunhofer Research ebenso anhand einer Studie. Konkret am Beispiel Arbeitsmarkt: Demzufolge könnten durch das Zurückdrängen des Verbrennungsmotors im Zeitraum bis 2035 von etwa 41.000 Produktionsjobs knapp 10.000 wegfallen. Durch alternative Technologien entstehen möglicherweise rund 23.000 neue.
„Voraussetzung dafür ist, dass der Marktanteil der Unternehmen gleichbleibt“, so Sihn. Das technologische Know-how sei vorhanden, die Lohnkosten dürften aber nicht zum Wettbewerbsnachteil werden.
Zukunftsweisende Forschung aus Oberösterreich
Die Vorstellung konkreter Anwendungsbeispiele war ein Schwerpunkt der automotive.2024. Präsentiert wurde zum Beispiel ein bedarfsorientierter, autonom fahrender Shuttle, ein Projekt der Testregion Digitrans. Im Herbst soll das Versuchsfahrzeug im Südpark Pichling seine Runden drehen. Der gebürtige Oberösterreicher Michael Wiesinger gab zudem Einblicke in die USA: Dort betreibt der Hersteller Kodiak bereits 30 autonom fahrende LKW auf Langstrecken.
Auch Batterierecycling oder Cybersicherheit waren weitere Themen. Letzteres ist insofern von Bedeutung, da jedes Fahrzeug mittlerweile etwa 100 elektronische Steuereinheiten besitzt, die mit dem Internet verbunden sind, und somit angegriffen werden kann.
E-Mobilität, Batterierecycling und Kreislaufwirtschaft
Auch die Perspektive der Fahrzeughersteller kam nicht zu kurz: Beim Unternehmen BRP Rotax, das Antriebssysteme entwickelt und produziert, steht Mobilität abseits des Autos im Fokus – von Jetski bis zum Fahrrad. „In all diesen Anwendungen ist die Elektrifizierung eine große Chance, die viele Vorteile bringt. Kraftentfaltung, Effizienz, Robustheit, Lärm. Zudem werden ganz neue Fahrzeugtypen möglich“, erklärte Markus Schermann, Geschäftsführer BRP Rotax Vienna.
Renault wiederum engagiert sich seit längerer Zeit im Batterierecycling: Gebrauchte E-Auto-Batterien werden zum Beispiel zu Pufferspeichern oder werden repariert. Eines der weltweit 20 Reparaturzentren befindet sich in Leonding. Dort werden inzwischen auch Batterien aus Nachbarländern bearbeitet. Die Fabrik "Refactory" in Frankreich konzentriert sich auf die Kreislaufwirtschaft und baut unter anderem gebrauchte Verbrenner-Autos in E-Autos um.
Frank Hansen von BMW berichtete über gemeinsame Projekte mit Städten wie Rotterdam, Los Angeles oder Peking vor. Ziel dabei: die Mobilität in Stadtteilen gesamtheitlich gestalten. Ein Plädoyer auf die Diversität in der Mobilität hielt Lina Mosshammer, Gründerin der Mobilitätsplattform Point&. Sie findet es wichtig, dass bei Mobilitätsangeboten möglichst viele Nutzerinnen und Nutzer als Zielgruppen berücksichtigt werden.