45. Internationales Wiener Motorensymposium : Macht Wasserstoff das Rennen?

(v.l.) Arnd Franz, Vorsitzender der Geschäftsführung und CEO des Mahle Konzerns in Stuttgart, Bernhard Geringer, Vorsitzender des Österreichischen Vereins für Kraftfahrzeugtechnik (ÖVK) , und Uwe Dieter Grebe, Vorstand für Business Development, International Operations, Powertrain Engineering und Racing bei AVL List in Graz

(v.l.) Arnd Franz, Vorsitzender der Geschäftsführung und CEO des Mahle Konzerns in Stuttgart, Bernhard Geringer, Vorsitzender des Österreichischen Vereins für Kraftfahrzeugtechnik (ÖVK) und Veranstalter des Symposiums, und Uwe Dieter Grebe, Vorstand für Business Development, International Operations, Powertrain Engineering und Racing bei AVL List in Graz

- © KLAUS_RANGER

Für Uwe Grebe wird „der elektrische Antrieb in Zukunft einen signifikanten Anteil am Mobilitätssystem haben. Dennoch müssen wir technologieoffen bleiben, da es weltweit unterschiedliche regulatorische Vorgaben gibt. Eine nachhaltige Energiewirtschaft erfordert die Speicherung und den Transport von großen Energiemengen. Dies kann nur mit Hilfe von Molekülen über lange Strecken geschehen. Wir müssen über die richtige Allokation der Energieträger zu allen Primärenergienutzern nachdenken.“

Wasserstoff sei Teil der Zukunft, ergänzt Bernhard Geringer. Er erlaube emissionsfreie Mobilität etwa in Kombination mit Brennstoffzellen, ist aber auch ein interessanter Speicher für Ökostrom, der sich so über weite Distanzen transportieren lässt: „Ob auf der Rennstrecke von Le Mans oder in schweren Nutzfahrzeugen, es werden aktuell viele Einsatzgebiete dieses alternativen Treibstoffes getestet.“

„Wir brauchen den Wettbewerb der Ideen und Technologien“, betont Arnd Franz. „Neben der Elektromobilität werden nachhaltige Kraftstoffe ein wichtiger Energieträger für den Verkehrssektor. Deshalb müssen wir die Entwicklung der zugehörigen Infrastruktur und Antriebssysteme weiter vorantreiben.“ Franz verweist auf die Bedeutung des Internationalen Wiener Motorensymposiums, das seit 45 Jahren als Treffpunkt von Vorständen und Executives aus der ganzen Welt sowie führender Forschungseinrichtungen gilt. Dazu Geringer: „Grüner Strom buhlt gegen grünen Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe aus regenerativer Energie. Das Rennen ist offen und es zeigt sich immer mehr, dass es nicht den einen Lösungsweg geben wird.“

Erstmals Schwerpunkt autonomes Fahren

Aber nicht nur der Antrieb und die Energiebereitstellung werden die Fachwelt auf dem Symposium bewegen, sondern auch das autonome Fahren, sagt Geringer. Er konnte das auf dem Gebiet international renommierte Unternehmen TTTech Auto GmbH, Wien, als neuen Partner des Symposiums und bekannt durch die „The Autonomous“-Veranstaltung in Wien gewinnen. Stefan Poledna, Leiter der Technik der TTTech Auto GmbH, wird 2024 erstmals im Rahmen einer Podiumsdiskussion während des Symposiums mit namhaften Experten über Chancen und Herausforderungen des autonomen Fahrens diskutieren.

Branchenhighlights aus 45 Jahren: Vom 3-Wege-Katalysator, Biokraftstoff und „Dreiliterauto“

Die Initialzündung für das Wiener Motorensymposium kam 1979 von Hans Peter Lenz, dem damaligen Leiter des Instituts für Verbrennungskraftmaschinen und Kraftfahrzeugbau der TU Wien. Innerhalb kurzer Zeit entwickelte es sich zu einer international gefragten Bühne für einen offenen Meinungsaustausch unter Topexperten der Autoindustrie. Auf der Rednerliste standen legendäre Persönlichkeiten wie Ferdinand Piëch, Volkswagen AG, ebenso wie aktuelle Firmenchefs, etwa Ola Källenius, Mercedes-Benz Gruppe, Luca de Meo, Renault, Shailesh Chandra, Tata Motors Passenger Vehicles Ltd., oder Stefan Hartung, Robert Bosch GmbH.

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Katalysator gegen das Waldsterben

Die auf dem Symposium vorgestellten Entwicklungen spiegeln die Probleme der jeweiligen Zeit wider. So wurde hier in den frühen 1980er-Jahren erstmals der 3-Wege-Kat für Benziner gegen das Waldsterben präsentiert. Biokraftstoffe wie Pflanzenöl oder Ethanol sollten die Treibstoffversorgung sichern. 1991 zeigte der damalige Audi-Chef Ferdinand Piëch, dass beim Dreiliterauto nicht der Hubraum, sondern der Verbrauch gemeint war. Ab den späten 1990er-Jahren sorgten wiederum immer strengere Luftgütewerte vor allem bei Dieselmotoren für einen gewaltigen Entwicklungsschub in der Abgasnachbehandlung. Die CO2-Problematik führte zu Beginn der 2000er Jahre zur Vorstellung der ersten Modelle mit batterieelektrischem oder Brennstoffzellenantrieb. „Die Diskussion ist noch lange nicht abgeschlossen“, sagt Bernhard Geringer. Und sie wird um neue Themen wie das vernetzte sowie automatisierte Fahren erweitert.