Vernetzter Sicherheitsgurt : Neuer ZF-Gurt bringt Insassen aktiv in die richtige Sitzposition
Das Gurtsystem erhält seine Informationen von der Fahrzeugsensorik. Wird eine Gefahrensituation erkannt, zieht der Gurt den Insassen in den Sitz. Erst dann wird der Gurt pyrotechnisch und damit irreversibel gestrafft. Herzstück des Systems ist der elektromechanische Gurtstraffer ACR8.
Die beiden Rückhaltesysteme Gurt und Airbag arbeiten als Schutzsysteme Hand in Hand. Der Gurt hält den Oberkörper zunächst zurück, gibt ihn aber in den Millisekunden nach dem Aufprall sukzessive und definiert in Richtung Airbag frei, bis das Luftkissen den Insassen auffängt. Fehlen dem Gurt diese Reserven, zum Beispiel weil der Oberkörper beim Crash bereits zu weit nach vorne geneigt war, kann dies die Verletzungswahrscheinlichkeit erhöhen. Hier setzt das Konzept der Repositionierung an.
Repositionierung: Die Sekunden vor dem Unfall
Bereits während des Anschnallens reduziert das Gurtschloss aktiv die sogenannte Gurtlose, d.h. es zieht den Gurt einmal definiert an, so dass er eng am Insassen anliegt. Erkennt die Fahrzeugsensorik eine gefährliche Fahrsituation, die zu einer starken Bremsung oder gar zu einem Aufprall führen könnte, kann das Gurtsystem diese Zeit nutzen, um den Insassen besser zu schützen.
Dazu ist es nicht nur mit den Sensoren, sondern auch mit dem automatischen Notbremsassistenten vernetzt, der den Insassen während des Bremsmanövers mit genau dosierter Kraft in die richtige Position zieht und dort hält. Bei einem anschließenden Aufprall können die dann einsetzende pyrotechnische Gurtstraffung und das gesamte Rückhaltesystem ihre optimale Wirkung entfalten und so die Unfallfolgen minimieren.
Zusätzlicher Sicherheitspuffer bei Richtgeschwindigkeit
Das Gurtsystem mit ACR8 kann auch als haptischer Signalgeber eingesetzt werden, zum Beispiel zur Warnung oder Information. Es kann den Fahrer bei Müdigkeit „wecken“ oder beim Wechsel vom automatisierten in den manuellen Fahrmodus durch hochfrequentes Pulsieren des Gurtbandes darauf aufmerksam machen, dass der Fahrer wieder die Kontrolle übernehmen muss. So kann das Gurtsystem in die Bedienoberfläche automatisierter Fahrzeuge integriert werden, um die Aufmerksamkeit des Fahrers zu wecken.
In Versuchen hat ZF eine Verkürzung der Reaktionszeit um bis zu einer Sekunde im Vergleich zu optischen oder akustischen Signalen gemessen. Bei Richtgeschwindigkeit auf der Autobahn entspricht das einer Strecke von 36 Metern.
Herzstück des Systems: Aktiver Gurtstraffer ACR8
Herzstück des Schutzsystems ist der weiterentwickelte aktive Gurtstraffer ACR8, der die im Fahrzeug verfügbaren Informationen verknüpft und den Gurt elektromotorisch strafft.
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Neben seinen Funktionen bietet der ACR8 weitere Vorteile. So ist für den Einsatz des neuen Systems keine separate NCAP-Selbstzertifizierung erforderlich. Der ACR8 ist auch als sitzintegrierte Variante erhältlich und benötigt dann nur noch 60 statt 82 Millimeter Einbautiefe. Damit lässt er sich in alle Autositze integrieren, ohne das Design einzuschränken.