Überprüfung : Aktueller TÜV-Report verzeichnet weniger Fahrzeugmängel
Fast 18 Prozent der Fahrzeuge die im Zeitraum Juli 2020 bis Juni 2021 zur Hauptuntersuchung mussten, fielen mit einem „erheblichen" oder "gefährlichen Mängeln“ durch. Das ist das Ergebnis von 9,6 Millionen Hauptuntersuchungen an 222 Fahrzeugmodellen in fünf Altersklassen, wie aus dem aktuellen deutschen TÜV Report 2022 hervorgeht. Erfreulich: Im Vergleich zum Vorjahr sind das zwei Prozentpunkte weniger. Der Anteil der Pkw mit geringen Mängeln ist um 0,5 Punkte auf 9,1 Prozent gesunken.
Geschuldet ist dieser Umstand laut dem deutschen Automobilclub ADAC auch der Corona-Pandemie. Laut Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands hätten Fahrzeughalter oftmals die Zeit genutzt, sich während der Lockdowns um die Wartung ihrer Fahrzeuge zu kümmern. Im Gegensatz zum Autohandel hatten Kfz-Werkstätten aufgrund ihrer wichtigen systemerhaltenden Funktion offen. Hinzu traten laut ADAC statistische Effekte, weil junge Gebrauchte während der Pandemie auf dem deutschen Markt geblieben seien statt ins Ausland verkauft worden zu sein. Das senke nun den Mängelschnitt.
Es klingt nach einer simplen Regel: Je älter das Auto, desto höher die Mängelquote. Das verdeutlicht erneut der TÜV-Report 2022. Mit der länge der Nutzungsdauer weist auch das Material Verschleißerscheinungen auf. Und das Alter der Fahrzeuge steigt nach Angaben des TÜV mit Verweis auf Zahlen des deutschen Kraftfahrtbundesamtes seit Jahren. Aktuell seien 42 Prozent aller zugelassenen Fahrzeuge zehn Jahre oder älter. Das Durchschnittsalter deutscher Pkw liege derzeit bei 9,8 Jahren. 2011 habe der Schnitt noch bei 8,3 Jahren gelegen.
Rund 10.000 Fahrzeuge haben die Sachverständigen als "verkehrsunsicher" sofort aus dem Verkehr gezogen und fast 100.000 Fahrzeuge (0,4 Prozent) mussten mit "gefährlichen Mängeln" wie zerschlissenen Bremsscheiben, stark abgefahrenen oder beschädigten Reifen oder einem Komplettausfall der Bremslichter umgehend in die Werkstatt.
Premium macht sich auf Dauer bezahlt
Doch es gab auch wieder besonders sichere Fahrzeuge - darunter tummelten sich ganz vorne deutsche Autohersteller. Gesamtsieger des TÜV-Reports 2022 ist erneut der Mercedes GLC. Auf das Podium schafften es auch die Mercedes B-Klasse auf Platz zwei und der VW T-Roc auf den dritten Platz. In den weiteren Altersklassen gewann der Audi Q2 bei den 4- bis 5-Jährigen und der Porsche 911 bei den 6 bis 7 Jahre alten Fahrzeugen. Bei den älteren Fahrzeugen (8 bis 9 und 10 bis 11 Jahre) steht der Audi TT an der Spitze.
Preiswerte Fahrzeuge oft mit Altersmängeln
Am schlechtesten schnitten bei den kleinen Kompakten der Hyundai i10 (6,5 Prozent), bei den Kleinwagen der Seat Ibiza (5,4 Prozent), in der Kompaktklasse der Dacia Logan (10,4 Prozent), in der Mittelklasse der Ford Mondeo (6,8 Prozent), bei den SUVs der Dacia Duster (11,4 Prozent) sowie bei den Vans der Ford Galaxy mit einer Mängelquote von 7,5 Prozent ab. Auch nach Altersklassen ist der Dacia Duster negativer Spitzenreiter. Zehn bis elf Jahre alte Modelle kommen im Schnitt auf eine Mängelquote von 36,8 Prozent.
Der TÜV-Report feiert 50 Jahre - und blickt zurück
"Der TÜV-Report ist seit fünf Jahrzehnten Deutschlands wichtigster unabhängiger Gebrauchtwagenratgeber“, betont TÜV-GF Joachim Bühler und ergänzt: „Die Erstausgabe erschien 1972. In dieser Zeit hat das Magazin Automobil- und Technikgeschichte geschrieben.“
Auf dem Titel der Erstausgabe preschte damals ein Opel GT durch eine Pfütze und im Heft waren mit DAF, NSU oder Simca noch Automarken vertreten, die heute längst verschwunden sind. BMW stellte im gleichen Jahr seinen ersten 5er vor und Mercedes die S-Klasse. Und Volkswagen produzierte den 15 Millionsten Käfer. Ein Weltrekord. Der Käfer löste damit das T-Modell als bis dahin meistgebautes Pkw-Modell ab. Das Ende einer Ära war da bereits absehbar, zwei Jahre später kam der Golf.
Während es heute um Themen wie Automatisierung und Digitalisierung geht, war das beherrschende technische Thema der ersten Jahrzehnte des TÜV-Reports war der Rost. "Noch Mitte der 1980er Jahre hatte fast jedes dritte von den TÜV-Sachverständigen geprüfte Fahrzeug nach zehn Jahren erhebliche Rost-, Riss- oder Bruchschäden", so Bühler. Abhilfe schuf erst die Verzinkung der aus Stahl bestehenden Karosserien. Die Folge: Heute liegt der Wert für Rostschäden in dieser Altersklasse unter einem Prozent.
Mehr Fahrzeuge, mehr Verkehrstote
Auch der Sicherheit im Straßenverkehr war es damals generell noch nicht weit her - ganz im Gegenteil. "Anfang der 1970er Jahre sind bei Verkehrsunfällen in Deutschland Jahr für Jahr rund 20.000 Menschen ums Leben gekommen - und das bei deutlich weniger Fahrzeugen auf den Straßen", betont Bühler. Im Jahr 1970 waren in Deutschland rund 17 Millionen Kraftfahrzeuge zugelassen, heute sind es mit 59 Millionen Fahrzeugen mehr als dreimal so viele.
Der Einbau von Sicherheitsgurten war für die Hersteller noch freiwillig. Die Anschnallpflicht kam erst 1976. "Neben fehlender Sicherheitstechnik war der Zustand der Fahrzeuge ein echtes Problem. Immer wieder sorgten technische Mängel wie platzende Reifen oder versagende Bremsen für gefährliche Situationen im Straßenverkehr", sagt Bühler. "Der TÜV-Report kam genau zur richtigen Zeit. Ziel war und ist es, die Schwachstellen der Fahrzeuge aufzuzeigen und damit die Sicherheit auf unseren Straßen zu erhöhen." Heute sind es mit 3.000 Getöteten im Straßenverkehr zwar deutlich weniger als damals, aber immer noch viel zu viel.
Umweltschutz war schon damals ein Thema
Ein weiteres Thema, das in der Erstausgabe behandelt wurde, war der Umweltschutz. In einem der Texte heißt es schon damals: "Luft, Wasser und Erde haben ein Grad an Verschmutzung erreicht, der zu einer ernsthaften Existenzgefährdung der Menschheit führt." Die ersten Abgasgrenzwerte wurden in Deutschland im Jahr 1970 für das hochgiftige Kohlenmonoxid (CO) eingeführt. Das heute als Klimakiller bekannte Kohlenstoffdioxid hatte die Politik damals noch nicht auf der Agenda. So dauerte es noch bis 1985, bis die Abgas-Sonderuntersuchung (ASU) verpflichtend wurde.
Und erst seit dem Jahr 2010 ist die zwischenzeitlich in Abgasuntersuchung (AU) umbenannte Kontrolle der Fahrzeugemissionen fester Bestandteil der TÜV-Prüfung. "Aktuell setzen wir uns bei der Politik dafür ein, dass ein Verfahren für die Messung von Stickoxiden bei Dieselfahrzeugen festgelegt wird", sagt Bühler. Darüber hinaus benötigen die Sachverständigen Zugang zu umweltrelevanten Fahrzeugdaten, um Schäden und Manipulationen an der Abgasanlage besser erkennen zu können. Seit dem Jahr 1998 erscheint der TÜV-Report in Kooperation mit der Redaktion der Zeitschrift „AutoBild".