Oldtimer : Erste Mercedes C-Klasse wird zum Oldtimer
Das H-Kennzeichen (das Oldtimer-Kennzeichen in Deutschland) für die Baureihe 202 wurde am 1. Januar 1997 eingeführt. Für diese besondere Zulassung braucht es ein Oldtimergutachten. Entscheidende Voraussetzungen für die Zuteilung dieser begehrten Einstufung als technisches Kulturgut sind ein Mindestalter von 30 Jahren und ein gepflegter Originalzustand. Die Entwicklung verläuft rasant. Sind im Jahr 2006 erst 140.169 Fahrzeuge mit diesem historischen Kennzeichen versehen, sind es aktuell schon 648.365 Oldtimer.
So groß diese Zahl erscheint, im Vergleich zu den in Deutschland insgesamt zugelassenen Pkw machen Oldtimer lediglich 1,3 Prozent aus. Wegen der geringen Fahrleistungen der Klassiker im Vergleich zu jüngeren Automobilen ist der Anteil an den insgesamt zurückgelegten Kilometern noch weitaus geringer.
Im Straßenverkehr von heute fallen die noch immer weit verbreiteten Modelle der ersten C-Klasse nicht als Oldtimer auf. Den Klassikerstatus im Sinne des Gesetzes werden ihre ersten Exemplare 2023 dennoch erhalten. Ab Mai 1993 baut Mercedes-Benz die Stärken des W 201 in der Baureihe 202 – der ersten C-Klasse, die auch diesen Namen trägt – weiter aus: Obwohl die neue Limousine kaum größer ist als der "Baby-Benz", schaffen es Designer und Ingenieure, das Raumangebot im Inneren deutlich zu vergrößern und auch die passive wie aktive Sicherheit weiter zu steigern. Dazu kommen Innovationen wie der erste Turbodieselmotor mit Common-Rail-Direkteinspritzung bei Mercedes-Benz (Premiere 1997 im C 220 CDI).
Die Baureihe 202 setzt auch ein klares Statement der Stuttgarter Marke für die Rolle der C-Klasse als umfassende Fahrzeugfamilie: Neben der Limousine (W 202) gibt es erstmals ab März 1996 einT-Modell (S 202), das mit einem Laderaumvolumen von bis zu 1.510 Litern überzeugt. Dazu kommen die verschiedenen Design- und Ausstattungslinien Classic, Esprit, Elegance und Sport sowie ein besonders dynamisches AMG Ausstattungspaket mit Sportfahrwerk, Leichtmetallrädern und Designelementen. Innovative Vielfalt herrscht auch bei den Motorisierungen, die von Vier- und Sechszylindertypen bis zu AMG-Topmodellen mit V8-Motor reichen. Höhepunkt dieser Entwicklung ist 1998 der 255 kW (347 PS) starke C 55 AMG.
Die Gattungsnomenklatur C-Klasse passt zu S-Klasse (die seit 1972 so heißt) und E-Klasse (sie bekommt diesen Namen im Sommer 1993). Die Typenbezeichnung der Kompaktklasse entspricht nun dem übrigen Mercedes-Benz Standard: Eine dreistellige Zahl gibt den Hubraum an, davor steht der Buchstabe C, der die Herkunft des Fahrzeugs aus der Baureihe erklärt. Das E für Einspritzmotoren entfällt, denn diese Technik wird in den mit Benzinmotoren ausgerüsteten Personenwagen von Mercedes-Benz seit 1990 ohnehin ausschließlich verwendet. Die Dieselmodelle tragen nun den Schriftzug „Diesel“ statt nur eines großen Ds.
Noch ein neuer Kandidat für das H-Kennzeichen: Der Mercedes-Benz C 36 AMG feiert auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main vom 9. bis 19. September 1993 Premiere. Das Debüt vor 30 Jahren ist der erste Höhepunkt in einer einzigartigen Erfolgsgeschichte. Denn diese Hochleistungslimousine der Baureihe 202 entsteht als erstes gemeinsames Projekt von Mercedes-Benz mit dem 1967 gegründeten Ingenieurbüro AMG.
Das Modellprogramm von Mercedes-AMG, seit 2005 eine hundertprozentige Tochter der Daimler, ist heute umfassender als je zuvor. Das Kraftpaket C 36 AMG ist ein klares Bekenntnis zur automobilen Sportlichkeit über das gesamte Produktprogramm hinweg: Von der 206 kW (280 PS) starken Hochleistungslimousine werden bis 1997 insgesamt 5.221 Exemplare gebaut.
Viele G-Modelle tragen längst ein H-Kennzeichen. Seit 1979 stellt Mercedes-Benz die überaus robusten Geländewagen auf die Räder, die 1993 die Bezeichnung G-Klasse erhalten. Ebenfalls vor drei Jahrzehnten erscheint das Flaggschiff dieser Geländewagengattung: das Sondermodell Mercedes-Benz 500 GE V8 der Baureihe W 463. Kraftvoll angetrieben wird dieser Klassiker von dem aus den Limousinen der S-Klasse und SL-Roadstern bekannten V8-Motor M 117. Im 500 GE V8 leistet das Triebwerk 177 kW (241 PS).
Mehr Sportlichkeit mit leistungsstarken Motoren
Für sportlich ambitionierte Coupé- und Cabriolet-Liebhaber stehen ab September 1993 drei besonders leistungsstarke Varianten der Baureihe 124 zur Verfügung. E 36 AMG Coupé und Cabriolet sind mit einem 200 kW (272 PS) starken 3,6-Liter-Vierventilmotor ausgerüstet. Mit dem serienmäßigen Viergang-Automatikgetriebe erreichen diese eleganten Viersitzer in 7,1 Sekunden die Tempo-100-Marke, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h.
Das neue Spitzenmodell der Baureihe hebt sich durch dezent vergrößerte Anbauteile von den Schwestermodellen ab, Frontspoiler, Seitenschweller und Heckschürze werden speziell für diese AMG-Modelle entworfen. Ebenfalls 1993 stellt AMG ein weiteres Highlight der Baureihe vor, den E 60 AMG. Er ergänzt den bereits 1990 auf dem Pariser Autosalon vorgestellten Mercedes-Benz 500 E. Bei der stärksten Variante des Hochleistungsviertürers leistet der Motor M 119 mit sechs Litern Hubraum 280 kW (381 PS). So groß die Faszination der dezent auftretenden Achtzylinderlimousinen auch ist, mit 10.479 Exemplaren von 500 E, E 500 und E 60 AMG fallen die Produktionszahlen eher gering aus.
Ein H-Kennzeichen an einer der zwischen 1984 und 1997 mehr als zwei Millionen Mal gebauten Limousinen der Baureihe 124 gehört bereits zum aktuellen Straßenbild. 1993 erhält der Klassiker mit Wertsteigerungspotenzial die Bezeichnung E-Klasse. Außerdem wird das Angebot um weitere Motorenvarianten ergänzt, die zum Teil auch in den T-Modellen angeboten werden. Wer eines der frühen Exemplare mit diesen Triebwerken besitzt, kann 2023 ein Oldtimer-Gutachten beantragen. Das gilt vor allem für Fahrzeuge mit Dieselmotor wie den E 200 Diesel mit 55 kW (75 PS), den E 250 Turbodiesel mit 93 kW (136 PS) oder den 300 Turbodiesel mit 108 kW (147 PS). Mit diesem Triebwerk ist auch der E 300 Turbodiesel 4MATIC ausgerüstet.