Oliver Wyman-Studie : Die globale Automobilindustrie befindet sich im Wandel

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Die Automobilbauer und die Zulieferer müssten demnach ihr Geschäftsmodell überprüfen und adaptieren, wollen sich zukunftsfähig bleiben. Zwar bleibe der Verbrennungsmotor noch die kommenden Jahrzehnte im Markt, allerdings würden die Wachstumsraten der E-Mobilität deutlich höher ausfallen. Elektroantriebe, autonomes Fahren und neuartige Formen der Interaktion mit dem Auto erfordern von den Zulieferern eine Erweiterung ihrer Produktpalette. Zukünftig würden laut den Beratern verstärkt softwaregetriebene, dynamische Fahrzeug- und Powerkontrollsysteme benötigt.

Die Zeichen in der Automobilindustrie stünden generell auf Wachstum. Wurden im Vorjahr global 95 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge gefertigt, so rechnet die Studie mit dem Titel „Future Automotive Industry Structure - FAST 2030“ mit einem Volumen von 123 Millionen Fahrzeugen im Jahr 2030. Die automobile Wertschöpfung soll im gleichen Zeitraum inflationsbedingt auf über 1,1 Billionen Euro steigen, was einem Zuwachs von rund 30 % entspricht. Dieses Wachstum sei allerdings mit strukturellen Veränderungen – regional, technologisch und wirtschaftlich – verknüpft. Die Kunden würden anspruchsvoller und der Wunsch nach Besitz werde zunehmend durch jenen der Nutzung ersetzt.

Die OEM werden weiterhin Taktgeber sein. Diese werden Entwicklung, Produktion und auch die Lieferantenbasis noch stärker in den wachsenden Absatzmärkten, beispielsweise Asien, positionieren. Die Zulieferindustrie müsse dann diesen Weg mitgehen. „Das setzt vor allem kleine und mittelständische Zulieferer bis 50 Millionen Euro Jahresumsatz unter Zugzwang, die eigene Internationalisierung voranzutreiben“, erklärt Johannes Berking, Principal bei Oliver Wyman. Etwa 90 % der deutschen Zuliefere sind kleine und mittlere Unternehmen, in Österreich ist die Situation ähnlich.

Auch die gestiegene Nachfrage nach E-Mobilität wird den Markt verändern. Laut Studie werden 2030 Elektroautos (BEV) rund 25 % des Pkw-Weltmarktes ausmachen, der Anteil der Hybridfahrzeuge soll demnach auf 37 % steigen.

Mehr Wertschöpfung in China

Die Wertschöpfung der globalen Automobilindustrie werde sich laut den Beratern zugunsten der Schwellenländer verschieben: Nordamerika, Europa, Japan und Korea werden demnach zusammen bis 2030 zehn Prozentpunkte Wertschöpfungsanteil an Schwellenländer verlieren. Europa werde zwar auch im Jahr 2030 immer noch 50 % der gesamten globalen Wertschöpfung und damit auch das Premiumsegment dominieren, der Anteil China könnte sich gleichen Zeitraum allerdings von 13 auf 20 % erhöhen. Dass immer mehr OEM China als Produktionsstandort wählen, zeige auch der Umstand, dass sich die Zahl der OEM-Werke im Reich der Mitte zwischen 2012 und 2016 von 32 auf 42 erhöht hat.

Gute Chancen im globalen Wettbewerb räumen die Berater den digitalen Integratoren ein. Diesen komme bei der Integration von Software, der Digitalisierung von Produkten und einem globalen Produktions- und Entwicklungsnetzwerk für Hersteller eine wichtige Rolle zu. Zudem könnten sich sogenannte Tier-0,5-Zulieferer zwischen OEM und Premiumlieferanten (Tier 1) schieben. Diese würden noch komplexere Systeme anbieten, etwa komplette Fahrgestell-„Skateboards“ für E-Autos oder Gesamtsysteme für autonomes Fahren.

Die Zukunft für die Industrie liege im Umdenken und Umbau: „‘Re-innovation in einer Zeit der Disruption‘ wird in einer durch Konsolidierung und Neuordnung bestimmten Zulieferlandschaft zur Überlebensstrategie, an die sich auch die Hersteller anpassen müssen“, meint Jörn Buss, Partner bei Oliver Wyman.