Schadstoffe : Gretchenfrage: Auto vorheizen oder nicht?

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Die Frage ist wohl so alt wie die Einführung der Standheizung im Automobil und führt immer wieder zu verbalen Konfrontationen mit anderen Autofahrern, die im Winter eine gefühlte Ewigkeit das eigene Fahrzeug im Stand "warm laufen" lassen und scheinbar keinen Gedanken an die Umwelt verschwenden. Der Autofahrerclub ÖAMTC hat sich das Thema näher angesehen und die Funktion und Umweltverträglichkeit von Standheizungen überprüft.

Der erste Befund spricht für sich: Eine Standheizung sorgt einerseits dafür, dass im Auto schon vor der Abfahrt angenehme Temperaturen herrschen, andererseits wird das Fahrzeug durch sie "aufgetaut", also von Eis und Schnee befreit und der Motor vorgewärmt. Doch das ist nicht bei allen Herstellern der Fall.

Drei Systeme im direkten Vergleich

Standheizungen sind entweder als Sonderausstattung verbaut oder werden als Nachrüstlösung angeboten. Der ÖAMTC hat drei Systeme (benzin-, diesel- und elektrisch) einem Vergleich hinsichtlich Funktionsweise und Umweltverträglichkeit unterzogen. "Die meisten Fahrzeugbesitzer werden mit einer kraftstoffbetriebenen Standheizung am besten bedient sein", erklärt ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl. Der Grund ist, dass diese Systeme unabhängig vom Stromnetz im Fahrzeug funktionieren und zudem eine gute Heizleistung bieten. "Damit ist auch bei tiefen Temperaturen ein eisfreies und gut vorgewärmtes Auto gewährleistet", so Kerbl.

Unterschiede gibt es hinsichtlich der Konzeption: Bei Inline-Lösungen, die an den Kühlwasserkreislauf des Motors angeschlossen sind, wird der Motorblock mitgewärmt. Das verringert den Verschleiß, weil das Auto nicht kalt gestartet wird, wenn man los fährt. Umgekehrt verlängert sich dadurch im Vergleich zu Insel-Lösungen, die nur den Innenraum heizen, die Vorheizdauer und braucht auch mehr Energie. "Daraus ergibt sich: Wer längere Strecken fährt, sollte zur Inline-Variante, wer nur kurz unterwegs ist, eher zur Insel-Lösung greifen", fasst Kerbl zusammen.

Elektro-Heizung als Alternative

Hat man einen Parkplatz in der Nähe einer Steckdose, ist alternativ eine elektrische Standheizung möglich. Deren Vorteil: Zum Betrieb ist kein Kraftstoff nötig und die Starterbatterie wird nicht belastet. "Allerdings dauerte das Vorheizen im ÖAMTC-Test rund 50 Minuten", gibt der Techniker des Mobilitätsclubs zu bedenken. Auch bei den elektrischen Standheizungen gibt es Inline- und Insel-Lösungen. Letztere Variante empfiehlt sich in diesem Fall, weil das Wärmen des Innenraums deutlich schneller geht, wenn der Motorblock nicht mitgeheizt wird.

Vorheizen nur bei alten Fahrzeugen

Für die ÖAMTC-Untersuchung wurde zunächst gemessen, wie lange es dauert, bei einer Außentemperatur von -10 °C den Innenraum des Fahrzeugs auf 21 °C aufzuwärmen. Gleichzeitig wurden die Emissionen der Standheizungen gemessen, außerdem erfolgten Messungen im Fahrzyklus WLTP, jeweils mit kalten und vorgewärmten Motoren. Dabei zeigte sich bei älteren Benzinern ein positiver Effekt der Standheizung. "Wird der Motor mit vorgewärmt, reduzieren sich die Schadstoff- und Partikelemissionen gegenüber einem Kaltstart zum Teil deutlich", hält Kerbl fest.

Bei neueren Benzinern mit Partikelfilter, aber auch bei Diesel-Standheizungen sieht das allerdings anders aus. Hier können sich bei den Partikelemissionen sogar Nachteile ergeben. Grund dafür ist, dass die Fahrzeuge selbst im Gegensatz zu den Standheizungen mit wirkungsvollen Filtersystemen ausgestattet sind. "Die Tests haben gezeigt, dass rund die Hälfte der Partikelemissionen einer Standheizung bereits beim Ein- und Ausschalten entstehen", so Kerbl.

"Man sollte die Standheizung also nie 'nur kurz' aktivieren." Als Faustregel gilt: Die Fahrzeit sollte mindestens so lang wie die Stand-Heizzeit sein, auch, um eine Entladung der Batterie zu vermeiden. Demnach machen nur entsprechend längere Fahrten Sinn, der Sprung zum Bäcker oder Supermarkt ums Eck kann ruhig zu Fuß bestritten werden.

Warmlaufen aus dem Stand verboten

Elektrische Standheizungen verursachen hingegen keinen direkten Schadstoffausstoß. Sie haben sogar positiven Einfluss auf die Emissionen, wenn man mit dem elektrisch vorgewärmten Fahrzeug los fährt. "Wirklich klimaneutral ist allerdings nur eine mit Ökostrom betriebene Standheizung", sagt Kerbl. Die schlechteste (und darüber hinaus auch verbotene) Variante ist und bleibt das Warmlaufen lassen des Fahrzeuges im Stand.

Neben dem Komfortgewinn und – je nach Auslegung – der Reduktion des Motorverschleißes, sollte der zusätzliche Sicherheitsgewinn durch eine Standheizung nicht unterschätzt werden. "Die Scheiben sind beim vorgeheizten Auto eisfrei und beschlagen nicht. Außerdem fällt es leichter, auf eine warme Winterjacke zu verzichten - das erhöht wiederum die Sicherheit, weil der Gurt enger am Körper anliegt", hält ÖAMTC-Techniker Kerbl abschließend fest.