Automobilwerk : Komplexe Montageschritte werden weiter automatisiert

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Unter dem Namen "Gläserne Manufaktur Dresden" werden derzeit bei Volkswagen automatisierte Arbeitsprozesse in der Praxis getestet. So geht etwa der Einbau des Dachhimmels des e-Golfs völlig ohne manuellen Eingriff von statten und wird allein durch einen Roboter erledigt. Dieser Fertigungsschritt wird auch bei der Produktion des "ID." ab Ende 2019 im Volkswagen Werk Zwickau standardisiert zum Einsatz kommen. Im Verbund mit den Werken Wolfsburg und Emden ist die Gläserne Manufaktur Teil eines sogenannten Technikum-Projekts. Die Leitidee ist die Automatisierung von komplexen Arbeitsschritten innerhalb der Montage.

„Die Gläserne Manufaktur ist das Schaufenster für Elektromobilität und jetzt auch ein Pilotwerk für den Volkswagen Konzern",betont Lars Dittert, Standortleiter der Gläsernen Manufaktur Dresden, und ergänzt: "Außergewöhnlich ist, dass wir bei laufender Fertigung unsere Automatisierungsprojekte vorantreiben.“

Die Gläserne Manufaktur hat für eine automobile Fertigungsstätte durch ihre spezielle Architektur besondere Voraussetzungen. So sind beispielsweise Erprobungen für die optische Bauteilerkennung durch den hohen Lichteinfall und die damit verbundenen Kontraste herausfordernd. Die Sensoren müssen unter deutlich schwierigeren Bedingungen arbeiten.

Gästeansturm auf Gläserne Manufaktur

Täglich besuchen im Schnitt 400 Gäste die Gläserne Manufaktur, die Sicherheitsanforderungen sind aufgrund des regen Besucherverkehrs überdurchschnittlich hoch. Ferner ist die mit 72 e-Golf pro Tag ausgelegte Kleinserien-Produktion ein Vorteil. Die Taktzeit pro Arbeitsstation ist in Dresden gegenüber herkömmlichen Produktionsstätten vergleichsweise lang. Viele Beschäftigte sind daher hochqualifiziert, um den größeren Umfang an Inhalten pro Arbeitsstation abzuleisten.

Weiterhin sind die kurzen Arbeitswege zwischen den Stationen und die vergleichsweise große Arbeitsfläche ein optimales Umfeld, um neue Technologien zu erproben. Unterstützt werden die Innovationen in Dresden durch die Volkswagen Markenplanung und den Wolfsburger Anlagenbau. Weitere Projekte am Standort Dresden sind der automatisierte Ein- und Ausbau der Autotüren und die Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK).

„Wir wollen in den Werken der Marke Volkswagen bis 2025 eine Produktivitätsverbesserung von 30 Prozent gegenüber 2018 erreichen, um langfristig wettbewerbsfähig zu sein und einen entscheidenden Beitrag zur Renditeverbesserung der Marke Volkswagen beizutragen", betont Andreas Tostmann, Vorstand für Produktion und Logistik der Marke Volkswagen. Dazu müssen die Werke schneller, schlanker und effizienter werden.

Automatisierung und E-Mobilität kosten Jobs

Die weitere Automatisierung einzelner Arbeitsprozesse wird nicht ohne Folgen bleiben. Das machte Konzern-Chef Herbert Diess erst kürzlich offiziell. Demnach wird der Automobil-Riese in den nächsten fünf Jahren bis zu 7000 Stellen streichen – zusätzlich zum ohnehin schon bekannten Sparprogramm. Automatisierte Technik soll nach und nach die Arbeit von Menschen übernehmen, altersbedingt ausscheidende Mitarbeiter nicht ersetzt werden. Auslöser ist die Elektro-Offensive und das zurückdrängen des Verbrennungsmotors.

Elektroautos sind nicht nur CO2-freundlicher, sondern benötigen auch um 30 Prozent weniger Personal. Obendrein sollen die Kosten ab 2023 um 5,9 Milliarden Euro im Jahr gesenkt werden. Herbert Diess ließ schon mit einer Ansage aufhorchen: „Bis 2050 wollen wir den gesamten VW-Konzern CO2-neutral machen. Das soll nicht nur unsere Fahrzeuge umschließen, sondern auch unseren eigenen CO2-Fußabdruck.“ Den Abbau von Montagekräften und in Bereichen der Verwaltung sollen zusätzliche Jobs im Bereich Software und Elektronik kompensieren - rund 2000 sollen es sein. Betriebsbedingte Kündigungen stehen laut VW nicht an.

https://youtu.be/KbLNd4pK9WI