Erik Paul Papinski : „Viele Betriebe sind noch immer nicht auf den digitalen Zug aufgesprungen“
Die Innungsarbeit lag und liegt ihm am Herzen: Seit 1995 war er in der Landesinnung Oberösterreich engagiert, seit 2009 als Landesinnungsmeister. Im selben Jahr übernahm er das Stellvertreteramt in der Bundesinnung, um schließlich vier Jahre später die Spitze zu erklimmen. Seit 2017 ist er außerdem Präsident des Weltverbands AIRC. AUTOSERVICE hat mit dem scheidenden Bundesinnungsmeister über die entscheidenden Themen während seiner Amtszeit gesprochen.
Fusion als bestimmendes Thema
Der Zusammenschluss zwischen den Karosseriebautechnikern und den Kfz-Technikern zur Bundesinnung der Fahrzeugtechnik war für Erik Paul Papinski das zentrale Thema während seiner Funktionsperiode. „Die Fusion kann trotz aller Unterschiede als Erfolg bezeichnet werden. In den vergangenen Jahren sind aber auch immer wieder neue Ideen auf den Markt gekommen. Ich erinnere an die Jahre 2012/2013 und die Versuche der Kfz-Teilehändler, ihre Identteile in den Markt und damit in die Kaskoschäden zu bekommen.“ Aber auch die zunehmende Digitalisierung hat die Amtszeit des Bundesinnungsmeisters entscheidend begleitet: „Viele Betriebe sind noch immer nicht auf den digitalen Zug aufgesprungen. Seit Jahren versuchen wir, die Wissensplattform ‚Repair-Pedia‘ für die Betriebe so interessant zu gestalten, dass diese angenommen wird. Wir wissen allerdings auch, wo es mit der Digitalisierung aktuell noch hakt. Vorrangig ist, dass digitale Angebote bis zum Facharbeiter am jeweiligen Arbeitsplatz kommen müssen und davon ist die Branche momentan noch weit entfernt.“ Denn aktuell würde laut Papinski die Digitalisierung auf der Büromitarbeiter-Ebene enden und nicht zur Fachkraft, die direkt am Auto werkt, weitergelangen. „Die Kommunikation muss direkt erfolgen. Digitalisierung bedeutet auch, dass der Facharbeiter auf der Werkbank einen Laptop vorfindet, und mit diesem alles rund um Auftragsbearbeitung, Sachverständigenkontakt und Reparaturdaten für das jeweilige Fahrzeug auf einen Blick hat“, fordert Erik Paul Papinski. Auf der einen Seite würden die Zeitvorgaben immer kürzer, auf der anderen Seite steige der administrative Aufwand beträchtlich: „Schon heute beträgt der bürokratische Aufwand für einen Schaden rund eine Stunde“, lautet seine Kritik.
Konzentration hält an
Für die heimischen Karosserie- und Lackierbetriebe stehen die Zeichen weiterhin auf Konzentration. „Der Österreicher neigt dazu, in einer Glückswolke zu leben. Die Situation sieht allerdings anders aus, denn der Fachkräftemangel hierzulande ist eklatant. Die Problematik ist, dass in Österreich zwar über vieles gesprochen, aber meist reagiert und nicht agiert wird. Seit vielen Jahren fordere ich einen höheren Stellenwert für die Lehre und die weiterführenden Ausbildungen ein und das wird nun in der Gleichwertigkeit der Ausbildung zwischen einem Meister und dem akademischen Grad eines Bachelors zumindest in einem ersten Schritt auch von der Politik aufgegriffen. Die Aufwertung des Handwerks hätte schon viel früher Platz greifen müssen. Ich muss den Jugendlichen und auch deren familiärem Umfeld aktiv kommunizieren, dass ein Lehrberuf mit vielen Möglichkeiten verbunden ist. Wir müssen auch die Berufsschulen stärken und mit aktuellem technischen Equipment ausrüsten.“ Da ein Vorbereitungskurs auf die Meisterprüfung, der nicht vorgeschrieben, aber durchaus sinnvoll ist, neben dem zeitlichen Aufwand auch finanziell nicht einfach zu stemmen ist, plädiert Erik Paul Papinski für Unterstützung von staatlicher Seite: „Auch ein Studium wird großteils durch den Staat finanziert, bei der Meisterprüfung bzw. der Vorbereitung dazu sollte das ähnlich gehandhabt werden.“
Appell: Reparatur statt Tausch
Die Digitalisierung wird auch Veränderungen bei den Schadenarten bedingen. Mechanische Arbeiten würden weniger werden, im Gegensatz dazu Computertechnologien noch stärker in das Berufsbild einfließen. „Die Karosseriebauer sind aus dem Kutschenbau entstanden und haben in der Vergangenheit die Transformation stets bewältigt. Das wird auch zukünftig so sein“, betont der Bundesinnungsmeister. Er plädiert allerdings auch dafür, bei den Kosten der Reparatur selbst anzusetzen: „Komplexe Bauteile wie LED-Scheinwerfer etc. sollten repariert statt ausgetauscht werden. Das wäre eine Riesenchance für viele Betriebe. Wenn es der Branche gelingt, aktiv zu agieren und Dinge mitzugestalten, dann sehe ich die Zukunft durchaus positiv.“
An die sich noch nicht lange im Amt befindliche Bundesregierung adressiert der Bundesinnungsmeister den Wunsch, Änderungen mit Hausverstand und Augenmaß – unter Bedachtnahme auf wirtschaftliche Interessen, aber auch den Umweltschutz – sinnvoll umzusetzen. Von Quoten oder Tauschhandeln auf politischer Ebene hält er wenig: „Es ist nicht immer richtig, nach Quoten zu entscheiden, sondern es kommt auf die fachliche Qualifikation an. Wenn das gelingt, kann Österreich wieder verstärkt eine Vorreiterrolle einnehmen.“
„Die Dienstleistung bestimmt das Amt“
Seinem Nachfolger als Bundesinnungs- meister will Erik Paul Papinski keine Ratschläge mit auf den Weg geben. „In dieser Funktion muss man von dem, was man tut, absolut überzeugt sein. Man sollte vorrangig immer an die Branche und die Mitgliedsbetriebe denken. Nicht der Titel, sondern die Dienstleistung bestimmt das Amt.“