"Es geht um die Ladezeit!" : Mag. Alexander Struckl im Interview

Kia Mag. Alexander Struckl

Mag. Alexander Struckl

- © Kia

Im vergangenen Jahr hatte Kia ein regelrechtes Feuerwerk an Neuheiten, 2023 beschränkt sich das auf den EV9, der demnächst heranrollt. Wie hat sich das auf die Verkäufe im ersten Halbjahr ausgewirkt?

Der Markt ist generell schwierig. Vor allem, weil die Unternehmen auf die Kostenbremse steigen müssen. Auch die Inflation ist ein großes Problem, die wahrscheinlich in Konsumresignation enden wird. Dass wir dieses Jahr nur ein neues Modell haben, macht sich bei den Verkäufen allerdings nicht bemerkbar, wir hatten ein sehr gutes erstes Halbjahr, der Marktanteil lag bei rund 3,8 Prozent. Das ist ein sehr guter Wert. Wir schauen eher auf die Trends im Automarkt: der Weg zur Elektromobilität ist unaufhaltsam. Sowohl von der Politik her, als auch von der Industrie. Wir sehen allerdings auch eine Renaissance des Benziners, als mehr oder weniger Trotzreaktion der Konsumenten.

Der Firmenkundenbereich ist ein sehr wichtiger. Wie hat sich dieser bei Kia in den letzten Jahren entwickelt?

Unser Firmenkundenanteil hat sich aufgrund zweier Tatsachen erhöht. Zum einen aufgrund des Ceed, der unser absoluter Kassenschlager ist. Ein tolles Auto, welches für den Flottenkundeneinsatz perfekt passt.

Zum anderen sind es unsere elektrifizierten Fahrzeuge, mit denen wir viele neue Kunden gewinnen können.

Kia Ceed
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Firmen sind wegen steuerlicher Vorteile die wichtigsten Abnehmer von E-Autos. Wie sieht es hier bei Kia aus und was muss getan werden, damit auch private Kunden verstärkt zu E-Modellen greifen?

Ich glaube, dass unabhängig von den steuerlichen Vorteilen, die Nachhaltigkeit für die eigenen CO₂-Bilanzen des Unternehmens ein immer größer werdendes Thema ist. Insofern geht das Interesse der Unternehmer immer mehr in Richtung Elektromobilität, um den eigenen CO₂-Footprint zu reduzieren.

Hinsichtlich Service versuchen wir, die Abrechnung so einfach wie möglich zu machen. Das bedeutet unter anderem, dass unsere Kunden mit der Kia Charge Karte in ganz Europa rund 90 Prozent der Ladeinfrastruktur nutzen können. Ein großer Benefit also. Die Ladungen der Fahrzeuge von unterschiedlichen Providern werden mit einer fix vereinbarten Rate an den Kunden weitergegeben.

Für unsere Firmenkunden steht auch das Kia Charge Business zur Verfügung, wo zwischen privater und beruflicher Nutzung bei der Verrechnung unterschieden werden kann. Wichtig ist auf jeden Fall, dass die Transparenz hinsichtlich der Preise endlich gegeben ist. Was zweifelsfrei noch wichtig ist, ist die Ladedauer bzw. die Ladegeschwindigkeit. Bei unserem EV9 bieten wir mit der 800 Volt Technologie ein schnelles Laden, in 4,5 Minuten lädt er 100 km, von 10 auf 80 Prozent dauert es 24 Minuten. Ein wesentlicher Punkt für einen Firmenkunden. Es geht nicht alleine um die Frage, was mich das Auto kostet, sondern auch die Ladezeit. Das ist ein wesentlicher Kostenfaktor im Außendienstbereich.

Die Nachhaltigkeit ist ein großes Thema"
Mag. Alexander Struckl

Ab wann wird Kia nur mehr rein elektrisch unterwegs sein, was sind hier die Ziele?

Wir werden in der nächsten Zeit nach wie vor dual weiter vorgehen und Produkte diesbezüglich entwickeln und es werden über 2025 hinaus weiterhin elektrifizierte Varianten angeboten. Unter anderem auch deshalb, weil es noch keine fixe Startzeit für Euro 7 gibt.

Als Industrie sind wir aktuell in einem wirklichen Vakuum. Nichts destotrotz planen wir mit Euro 7 sowohl elektrifizierte als auch reine Elektroautos anzubieten.

Kia EV9 Lentos
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Ein nach wie vor großes Hindernis ist die nicht ausgewogene Ladeinfrastruktur. Wie sehen Sie diese Situation?

Ich glaube, dass wir prinzipiell in Österreich diesbezüglich sehr gut aufgestellt sind. Wenn wir das beispielsweise mit Kalifornien vergleichen würden, haben wir meiner Meinung nach eine 10- bis 20-fach höhere Dichte an öffentlicher Ladeinfrastruktur – und das, wo in Amerika dieses Thema noch mehr gefördert wird.

Prinzipiell ist der Weg zur Elektromobilität wie gesagt unaufhaltsam und man muss sich einfach damit und den damit verbundenen Umstellungen beschäftigen. Man muss wahrscheinlich einen gewissen Komfortverzicht in Kauf nehmen, um dem Umweltgedanken Rechnung zu tragen und die Mobilität aufrecht zu erhalten. Ich finde, dass die Ladesituation aktuell sehr komplex ist. Natürlich versucht jeder Ladekartenanbieter seine Karte und seinen Preis durchzusetzen. Wir stehen, so wie damals am Handymarkt, am Anfang, wo jeder versucht, seinen Platz zu finden. Es wird einfacher, wenn es eine einheitliche, transparente Verrechnung gibt.

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Welche Modelle rollen in der nächsten Zeit auf den Markt und vor allem, wann? Wird es auch kleinere E-Fahrzeuge geben, um die E-Mobilität leistbarer zu machen?

Das kommende Jahr wird vor allem im Zeichen einiger Produktumstellungen sein. Beispielsweise mit einer Aufwertung des Sorento. Der Picanto kommt komplett überarbeitet, auch hinsichtlich GSR 2 Regelung – die ja bedeutet, dass jedes Fahrzeug die Verkehrsschilderkennung haben muss. Das wiederum setzt voraus, dass jedes Fahrzeug mit einem Navigationssystem ausgestattet ist. Weiters erhält der EV6 ein Facelift und im Spätherbst kommt ein kleines neues Fahrzeug auf den Markt.

Ein wichtiger Punkt wäre hier, dass die Unternehmer ein wenig mehr Druck auf die Politik ausüben. Es ist nach wie vor ein Bedarf an einer Förderung vorhanden. Die Rücknahme davon hat sehr wohl einen Rückgang am Kaufverhalten gezeigt. Es bedarf an weiteren Förderungen, um die geplante Richtung "Green Deal" einhalten zu können.

Wie sieht die momentane Verteilung hinsichtlich der einzelnen Fahrzeugmodelle bei Kia aus – wer hat die Nase vorne? Vor allem natürlich hinsichtlich der Firmenkunden.

Der Ceed steht an absolut erster Stelle, gefolgt von Stonic und Sportage. Bei den Firmenkunden rangiert ebenfalls der Ceed ganz oben. Sehr beliebt sind aber auch der EV6 und der Niro. Hier haben wir sehr gute und vor allem treue Kunden, die unsere Qualität zu schätzen wissen.

  • Kia Alexander Struckl
    "Wir starten 2025 mit den PBVs"

    Mag. Alexander Struckl

Wie steht Kia eigentlich zum Agentursystem, welches bei den Herstellern immer beliebter wird. Ist hier auch etwas geplant?

Nein, das haben wir nicht vor. Wir stehen zu unserem Geschäft über unsere Händler und wollen dementsprechend klassisch über genau diese Struktur weiterarbeiten.

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Wir verwehren uns aber auch nicht neuen alternativen Verkaufsmodellen – zum Beispiel mit Kia Flex. Ein Abosystem, mit dem wir in eine neue Richtung gehen. Damit bieten wir unseren Kunden flexible Verträge an, sowohl über unsere Händler als auch online. Damit können wir sicher auch Firmen ansprechen, die nur zeitweise Fahrzeuge für ihre Mitarbeiter brauchen. Eine neue Form des kürzeren Full Service Leasings und eine mögliche Annäherung an die Elektromobilität.

Der Nfz-Sektor ist ein sehr wichtiger und auch hier macht die Elektrifizierung nicht Halt. Auch Kia scharrt diesbezüglich in den Startlöchern. Können Sie uns heute schon mehr über das geplante Fahrzeug in diesem Bereich sagen?

Wir starten 2025 mit den sogenannten PBVs – Purpose Built Vehicles. Es wird hier mehrere Modelle geben, es steht eine längere Reise bevor. Mehr können wir leider jetzt dazu noch nicht sagen.