Interview : Roland Punzengruber: Es wird ein herausforderndes Jahr

Mag. Roland Punzengruber; Hyundai Österreich

Mag. Roland Punzengruber, Managing Director Hyundai Import GmbH

- © Pepo Schuster

Nach den vergangenen turbulenten Jahren auf dem Automobilmarkt gleich die Frage, wie sich die Situation bei Hyundai darstellt. Wie haben sich die ersten Monate 2023 entwickelt und wo soll die Reise hingehen?

Uns erwartet in diesem Jahr noch ein absolutes Produktfeuerwerk. Nahezu die gesamte Palette erfährt ein Facelift – wie der i10 Mitte Juli, der i20 und der i30 jeweils Ende September sowie der Bayon und der Tucson im Dezember - oder kommt komplett neu. Den Anfang machte dabei der IONIQ 6, es folgen der fossile Kona im Juli, die batterieelektrische Variante Ende September und Ende des Jahres der Santa Fe. Das ist auf der einen Seite natürlich sehr gut, stellt uns gleichzeitig vor eine riesige Herausforderung.

Durch die noch zu bedienenden Backorders der letzten beiden Jahre wird die produktive Seite dadurch massiv beeinflusst. Das wirkt sich natürlich auf das Verkaufsgeschehen und daraus resultierend auf den Marktanteil aus und lässt sich in den ersten Monaten gut aus den Zahlen herauslesen. Der positive Aspekt liegt aber natürlich bei den neuen Produkten, die sich entsprechend gut verkaufen lassen werden. Allerdings erst - abgesehen vom IONIQ 6 - in der zweiten Jahreshälfte bzw. im vierten Quartal. Dementsprechend wird dieses Jahr sehr herausfordernd, was die Generierung neuer Kaufverträge betrifft. Die ersten Monate waren also nicht so zufriedenstellend, das wollen wir im zweiten Halbjahr aufholen.

Die aktuelle wirtschaftliche Lage betrifft uns alle. Wenn man sich nun die Autokäufe ansieht, kann man eine Veränderung des Kaufverhaltens der Menschen in den letzten Jahren erkennen? Die Preise der Neuwagen sind ja auch gestiegen.

Wir sind ein klassischer Volumenhersteller und die Kaufzurückhaltung in einzelnen Käuferschichten bei den Privatkunden ist klar zu sehen. Bisher wurden Autos häufig über Leasing oder Kredit finanziert. Möchte man diesen Weg jetzt wieder gehen, ist man mit zwei Dingen konfrontiert. Zum einen mit den mittlerweile gestiegenen Autopreisen, zum anderen mit der Zinslandschaft. Daraus resultiert, dass man plötzlich im A und B Segment eine dreistellige zusätzliche monatliche Rate zu bedienen hat. In Kombination mit gestiegenen Treibstoff- und Energiepreisen kommt es dazu, dass sich aktuell viele ein neues Fahrzeug nicht mehr leisten können.

Die Folge davon und klare Tendenz sind Verlängerungen von auslaufenden Leasingverträgen und eine prinzipiell längere Behaltedauer von Fahrzeugen. Der Teileumsatz steigt erkennbar. Das ist mit ein Grund, weshalb wir die Service Flat Rate für einige Modelle eingeführt haben. Wir möchten damit unseren Kunden Kostentransparenz bieten und gleichzeitig ein inflationsgeschütztes Investment im Falle eines Neuwagenkaufs anbieten. Es ist für die Dauer von 5 Jahren bzw. 75.000 Kilometern eine absolute kalkulatorische Sicherheit gewährleistet. Für alle anderen Modelle gibt es den Service Voucher.

Die Kaufzurückhaltung in einzelnen Käuferschichten ist klar zu sehen.
Mag. Roland Punzengruber

Wenn wir in die nahe Zukunft blicken, läuft alles in Richtung Elektromobilität. Ist das Verbot von Verbrennern wirklich der Weisheit letzter Schluss? Kann die 100-Prozentige Elektromobilität funktionieren?

Hier sollte man das eigentliche Ziel im Fokus haben, nämlich CO₂ zu reduzieren, um den Klimawandel zu stoppen. Dafür sind verschiedene Maßnahmen möglich. Die E-Fuels können beispielsweise durchaus einen Beitrag für die Bestandsflotten leisten. Denn es ist unsinnig zu glauben, dass wir 2035 nur mehr elektrische Fahrzeuge im Bestand haben werden, wenn bis zu diesem Jahr noch fossile Zulassungen möglich sind. Somit kann man davon ausgehen, dass bis 2050-2055 noch zahlreiche Verbrennungsmotoren unterwegs sind.

Wenn man jetzt zum Beispiel 10 Prozent E-Fuels dem Diesel oder Benzin beimischt, dann erreicht man beim heutigen Stand von 7 Millionen mehrspurigen Kfz auf unseren Straßen eine Abdeckung von 700.000 Fahrzeugen. Diese Zahl wird mit reinen E-Autos zu diesem Zeitpunkt nicht erreicht werden. Die Frage ist natürlich, wie man an die E-Fuels herankommt. Grundsätzlich ist es wichtig, dass dieser Technologiewettbewerb in einem geordneten Rahmen stattfinden kann und man nicht glaubt, die reine E-Mobilität sei der einzig wahre Weg, um die Mobilität zu defossilisieren. Schon gar nicht bei schweren Nutzfahrzeugen.

Punkto E-Mobilität: wie sieht es im Firmenkundenbereich aus – auch in Hinblick darauf, dass es keine Förderung für Betriebe mehr gibt. Wie ist Hyundai in dem Bereich unterwegs? 2022 war jeder vierte Kunde ein Firmenkunde, der Anteil knapp 27 Prozent.

Es gibt – außer für ausgewählte Gruppen – keine staatliche E-Mobilitätsprämie mehr, das ist richtig. Interessant sind nach wie vor die Vorsteuerabzugsfähigkeit, der Sachbezug und dass der Besitz eines E-Autos ab diesem Jahr jährlich über die E-Quote bares Geld lukrieren kann. Fahrer von Elektrofahrzeugen, die den sogenannten grünen Strom nutzen, bekommen eine Rückerstattung für die gesparten CO₂-Emissionen. Wir kooperieren hier mit epuls, der Kunde bekommt für 2023 € 388,-, abgewickelt wird das über unser neues Kundenportal myhyundai. Prinzipiell spielen die Firmenkunden nach wie vor eine wichtige Rolle bei der Elektromobilität. Insgesamt sind sie für rund ¾ des Absatzes in diesem Bereich verantwortlich.

Wie sieht der E-Anteil bei Hyundai in Österreich generell aus?

Man kann sagen, dass jedes vierte bis fünfte verkaufte Fahrzeug bei Hyundai elektrisch ist. Unsere neuen Modelle, Ioniq 6 und der Kona, werden hier künftig eine sehr wichtige Rolle spielen, in beide setzen wir hohe Erwartungen. Vor allem, wenn man die hervorragende Reichweite des Ioniq 6 sieht – ein wesentlicher Punkt natürlich bei den Firmenkunden und eine absolute Alternative zu den fossilen Mitbewerbern. Der Kona Elektro folgt im Herbst. Er war 2018 das erste SUV auf dem Markt mit batterieelektrischem Antrieb, jetzt kommt die Neuauflage, und zwar in gewachsener Form. Sowohl im Innenraum und dort speziell in der zweiten Reihe als auch beim Kofferraum wird er deutlich großvolumiger. Auch er bietet gute Reichweiten und wird mit zwei Akkugrößen erhältlich sein. Wir rechnen noch mit 500 Zulassungen in diesem Jahr.

In den Hyundai IONIQ 6 werden große Hoffnungen gesetzt
In den Hyundai IONIQ 6 werden große Hoffnungen gesetzt - © Hyundai Import GmbH

Mit dem Staria ist Hyundai seit letztem Jahr wieder im Segment der leichten Nfz vertreten. Wie hat sich das Modell bisher geschlagen? Geplant waren rund 500 Einheiten 2022. Und steht noch der Plan einer Wasserstoff Variante Anfang 2024?

Der Staria in der Nutzfahrzeugversion kommt prinzipiell sehr gut an. Allerdings positionieren wir uns hier aufgrund der Tatsache, dass es ihn derzeit nur mit Dieselantrieb gibt, und der CO₂-Wert eine gewichtige Rolle spielt, als Nischenanbieter. Mehr als 250 Einheiten werden aus diesem Grund beim Nutzfahrzeug nicht möglich sein. Es heißt also warten, bis ein alternativer Antrieb an den Start geht. Ob das jetzt Wasserstoff oder ein batterieelektrischer sein wird, kann ich zum heutigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Frühestes 2025 wird es so weit sein. Die Pkw Version läuft gut, sie ist preislich hervorragend positioniert. Gesamt werden wir heuer knapp 500 Fahrzeuge zulassen.

  • PUNZENGRUBER, Roland, Hyundai Österreich, ©Pepo Schuster, austrofocus.at
    „Ein alternativer Antrieb beim Staria wird kommen“ Mag. Roland Punzengruber

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Wenn wir schon beim Thema Wasserstoff sind – wie läuft das Projekt mit dem Elec City Fuel Cell Bus? Sind hier weitere Schritte geplant?

Zwei Busse sind in Österreich exklusiv zur Auslieferung gekommen. Die Wiener Linien sind seit Februar 2022 mit einem unterwegs, vor einigen Wochen haben die Grazer Linien das zweite Modell übernommen. Fakt ist, der Antrieb ist perfekt, der Aufbau wurde allerdings nicht für Europa entwickelt und gemacht und entspricht deshalb nicht den hohen Anforderungen der österreichischen Busbetreiber. Deshalb arbeiten wir gerade mit Nachdruck daran, den Bus künftig in Europa zu produzieren. Abgestimmt auf die österreichischen Erfordernisse, soll er ab Anfang 2025 erhältlich sein.

Noch kurz zum Fahrzeug Abo. Geplant war ja in diesem Zusammenhang die Einführung der Marke „Hyundai Flex Mobility“. Welche Entwicklung kann hier festgestellt werden?

Unser Fahrzeugabo ist powered bei „Vive la Car“ und läuft von Monat zu Monat immer besser. Es wird in den nächsten Jahren sicher ein wichtiger Vertriebskanal, wo wir alles daransetzen, dass er gut bedient wird. Keine leichte Aufgabe, denn hier müssen auch alle Händler überzeugt davon sein. Es war immer das Ziel, den Handel hier mit einzubeziehen, für den es ebenso eine Riesenherausforderung vor allem hinsichtlich der Organisation ist. Aber es ist wichtig, dass er der Mobilitätspartner der Kunden ist.

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Dazu dient auch unser „Hyundai Flex Mobility“ Angebot, zu welchem das Carsharing, das Fahrzeug Abo und jetzt neu das All-In-Leasing zählen. Letzteres in einer White Label Partnerschaft mit Arval. Auch hier geht es wieder um Kostentransparenz und kalkulatorische Sicherheit. Wir möchten damit im Firmenkundenbereich vor allem Kleinst- und Mittelunternehmen bedienen. Mit diesen drei Angeboten können wir sämtliche Kundenbedürfnisse abdecken.