Statistik : Pkw-Neuzulassungen: Zurück in die (19)80er-Jahre

Schlechtestes Autojahr seit 37 Jahren

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239.803 Pkw wurden 2021 neu zum Verkehr zugelassen, im Vergleich zum bereits sehr schwachen Jahr 2020 ein weiterer Rückgang um -3,6 %. Noch dominierten bei den Zulassungen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor: 91.478 Benzin-Pkw (Anteil: 38,1 %) und 58.263 Diesel-Pkw (Anteil: 24,3 %) stehen in der Bilanz, aber Fahrzeuge mit alternativen Antrieben haben deutlich aufgeholt. So wurden im Vorjahr 33.366 Elektro-Pkw (Anteil: 13,9 %) sowie 43.051 Benzin-Hybrid- (Anteil: 18,0 %) und 13.545 Diesel-Hybrid-Pkw (Anteil: 5,6 %) neuzugelassen. Weiterhin positiv entwickelt hat sich auch der Markt für gebrauchte Pkw: 871.065 Einheiten bedeuteten auf Jahressicht einen Zuwachs von 3,6 %.

Privatmarkt wird kleiner

Die Statistik zeigt einmal mehr, dass Pkw bereits zu einem sehr großen Anteil auf juristische Personen, Firmen und Gebietskörperschaften zugelassen werden. 2021 entfielen 66,5 % aller Pkw-Neuzulassungen auf diese Gruppe. Blickt man auf die einzelnen Segmente, so waren im Vorjahr vor allem Geländefahrzeuge und SUV (93.109 Stück, Anteil: 38,8 %) gefragt, gefolgt von Fahrzeugen der Kompaktklasse (51.640; 21,5 %) und Kleinwagen (44.866; 18,7 %). Beim durchschnittlichen CO2-Ausstoß zeigte sich 2021 eine Seitwärtsbewegung: Reine Diesel-Pkw emittierten im Schnitt 150 gCO2/km (WLTP) und Benzin-Pkw (inklusive Flex-Fuel) 139 gCO2/km (WLTP). Bei den Tages- und Kurzzulassungen gab es 2021 ebenso eine rückläufige Tendenz: Auf Tageszulassungen entfielen 10.748 Einheiten (-8,9 % gegenüber 2020) und auf Zulassungen bis 120 Tage exakt 59.390 Stück (-0,1 %).

Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure

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E-Mobilität als Option – allerdings nicht für jedermann

„Die Nachfrage ist da, die Produkte sind es meistens nicht“, brachte es Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure, auf den Punkt. „Die Leidtragenden sind die lokalen Händler und die Kunden, die 2021 lange Wartezeiten auf Neufahrzeuge und die Erhöhung bzw. Einführung der NoVA für leichte Nutzfahrzeuge verdauen mussten.“ Die E-Mobilität sei für immer mehr Kunden eine Option, allerdings seien im Vorjahr 83 % aller rein batterieelektrischen Fahrzeuge auf Firmen und Kommunen zugelassen worden. „Der Privatmarkt will nicht richtig in die Gänge kommen“, nannte Günther Kerle die fehlende E-Ladeinfrastruktur und Abrechnungsmodalitäten beim Ladevorgang als Gründe. Der Politik rät er zu Maßnahmen mit Augenmaß, denn die nächsten Belastungen für Autofahrer seien bereits in der Pipeline: Angesprochen wurden mögliche Änderungen beim Sachbezug, beim sogenannten „Diesel-Privileg“ und der Pendlerpauschale.

Klaus Edelsbrunner, Obmann des Bundesgremiums Fahrzeughandel in der Wirtschaftskammer Österreich

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NoVA-Einführung für leichte Nutzfahrzeuge ein „Systembruch“

Wenig Optimismus für die kommenden Monate versprühte auch Klaus Edelsbrunner, Obmann des Bundesgremiums Fahrzeughandel. „Auch für 2022 sehen wir eine Stagnation der Pkw-Neuzulassungszahlen und rechnen mit rund um die 240.000 Einheiten.“ Mit Kritik an der Politik sparte der Handelsvertreter nicht. „Die NoVA-Einführung hat die Branche schwer belastet. Immerhin ist es gelungen, die Übergangsfrist für noch nicht ausgelieferte Fahrzeuge auf 1. Mai 2022 zu verlängern. Die NoVA-Einführung stellt allerdings einen Systembruch dar, da die NoVA ursprünglich als Ersatz für die Luxussteuer gegolten hat und gewerblich genutzte Transporter sind mit Sicherheit kein Luxus.“ Die Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis der Automobilimporteure lobte er zwar, dieses Lob gilt aber nicht für alle in Österreich ansässigen Marken. „Wenig Entgegenkommen bei der Herabsetzung der Jahresziele, rückläufige Boni, Vertragskündigungen und eine Ausdünnung des Händlernetzes treffen die Branche schwer“, so Edelsbrunner. Vor dem Hintergrund der Erreichung der CO2-Flottenziele würden manche OEM vorzugsweise E-Autos oder Fahrzeuge, die besonders ertragreich sind, in die Märkte liefern – unabhängig von der dort vorhandenen Nachfrage.

Hoffen auf bessere Zeiten

Der österreichische Pkw-Markt ist auf 320.000 bis 340.000 Fahrzeuge pro Jahr ausgelegt, dieses Niveau wieder zu erreichen, wird allerdings noch Jahre dauern. Günther Kerle rechnet jedenfalls damit, dass die Halbleiterkrise 2023 gelöst ist und ab dann die Zulassungszahlen wieder anziehen werden. Davon ist auch Klaus Edelsbrunner überzeugt: Die Nachfrage nach Pkw habe nicht nachgelassen, sondern die Kunden hätten mangels Neufahrzeugen bestehende Leasingverträge verlängert oder würden in die Reparatur auch von älteren Fahrzeugen investieren. „Ohne Pandemie und Lieferprobleme hätten wir ganz normale Stückzahlen von über 300.000 Einheiten“, ist sich Österreichs oberster Fahrzeughändler sicher.