Wasserstoff : Brennstoffzellen-Testzentrum von AVL List eröffnet

Niedertemperatur-Brennstoffzellensystem für Nutzfahrzeuge AVL Testzentrum in Graz

Niedertemperatur-Brennstoffzellensystem für Nutzfahrzeuge im AVL List Testzentrum in Graz

- © APA/ANNEMARIE HAPPE

Die rund 600 Quadratmeter umfassende Brennstoffzellen-Anlage von AVL List verfügt über eine Maximalkapazität von bis zu 20 Hochleistungsteststände. Damit wird zugleich die globale Testinfrastruktur der AVL für Brennstoffzellen und Wasserstofftechnologien massiv erweitert, hieß es am Montag bei der Eröffnungsveranstaltung. Rund 20 Millionen Euro wurden investiert.Der Weg in eine nachhaltigere Zukunft beginnt mit der Umstellung von fossilen Energiequellen auf erneuerbare Energien. "Grüner" Wasserstoff, der mithilfe von Elektrolyse aus erneuerbaren Energien hergestellt wird, gilt als Energieträger und -lieferant als großer Hoffnungsträger der Energiewende - für die Mobilität ebenso wie die Industrie.

Umfangreiche Anwendungsmöglichkeiten

Die AVL List beschäftigt sich seit rund 20 Jahren mit der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie im Bereich der Mobilität, aber auch zur Deckung des weiteren künftigen Energiebedarfs. Das Know-how des Grazer Antriebsstrangentwicklers und Spezialisten für Software und Testsysteme reicht von Entwicklungen für unterschiedliche Fahrzeuganwendungen, die Schiene, Marine und Luftfahrt bis hin zur stationären Energieerzeugung und der effizienten Wasserstoffproduktion. Mit dem Bau des neuen Testfeldes wurde bereits im November 2018 begonnen. Mittlerweile ist es seit zwei Jahren in Betrieb, die offizielle Eröffnung wurde allerdings coronabedingt immer wieder verschoben. Das neue Testfeld am Grazer Stammsitz der AVL List bietet Platz für 20 Prüfstände, an denen parallel eine Gesamtkapazität von 2 Megawatt zur Anwendung kommen kann. Das mache sie zu einer der weltweit leistungsfähigsten Testanlagen.

Wasserstoff auch für den Schwerlastverkehr

Aktuell sind sechs Prüfstände in Betrieb, wie Jürgen Rechberger, Vice President Hydrogen and Fuel Cell der AVL, schilderte.Das Projekt selbst war eines der größten Bauvorhaben der jüngeren Unternehmensgeschichte, für welches rund 20 Mio. Euro investiert wurden. Etwa 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in Graz im Bereich der Brennstoffzellen- und Wasserstofftechnologie. Weltweit seien es an die 600, sagte Rechberger. Zu den Alleinstellungsmerkmalen der Grazer Anlage zählt den Angaben zufolge, dass erstmals Polymer-Elektrolyt-Brennstoffzellsysteme (PEM) mit einer Leistung von bis zu 400 Kilowatt getestet werden können. Damit könnten Hightech-Wasserstoffkonzepte getestet werden, die in Zukunft im Schwerlastverkehr zu Einsatz kommen sollen. Darüber hinaus ließen sich auch ganze Stapel dieser Niedertemperatur-Brennstoffzellen (PEM-Stapel) bis zu 200 Kilowatt testen. Ebenso können Tests für Festoxid-Brennstoffzellen (SOFC) für die stationäre Energiegewinnung untersucht werden und Tests für Festoxid-Elektrolyseurzellen (SOEC) und PEM-Elektrolysen durchgeführt werden, wie erklärt wurde. Für stationäre und Elektrolyseanwendungen sollen künftig Prüfstände bis zu einer Kapazität von einem Megawatt zur Verfügung stehen.

H2-Testzentren in Kanada und Ungarn

Neben dem Grazer Zentrum unterhält AVL noch ein ebenfalls neues "Fuel Cell Test Center" im kanadischen Vancouver. Im ungarischen Kecskemet ist ein weiteres Testzentrum in Bau."Die Nachfrage nach elektrischer Energie wächst unaufhörlich, zugleich stehen wir vor der Herausforderung, die CO2-Emissionen zu reduzieren", betonte Helmut List, Vorsitzender der Geschäftsführung. "Die umfassende Dekarbonisierung kann mit E-Antrieb und Batterie alleine nicht gelingen, wir sehen daher Wasserstoff auch als einen Baustein für die Energiewende", so der AVL-Chef. Alleine im Jahr 2021 haben sich laut List rund 35 Prozent der Patentanmeldungen des Unternehmens mit der Hard- und Software für die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie befasst.Zur Eröffnung begrüßte List unter anderem auch Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP). Er sprach von Wasserstoff als einer "Schlüsseltechnologie im Kampf gegen den Klimawandel". Wasserstoff sei ein "hochwertiger Energieträger mit flexiblem und breitem Anwendungsgebiet von industriellen Anwendungen, Langfristspeicherung bis zum Mobilitätsbereich", das neue Grazer Test-Zentrum erachte er diesbezüglich als "Vorzeigeprojekt weltweit". Forschungslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) stieß ins selbe Horn und sprach von einem "Meilenstein für AVL und den Standort Steiermark". (apa/red)